2015-09-14
Unter günstigen Bedingungen bringen wir es mit unserem Motorrad–Gespann auch auf 85 km/h.
Eben: unter günstigen Bedingungen. Die sind aber leider meist nicht gegeben. Außerdem dient trotz einem 16er Ritzel der vierte
Gang eher nur als Overdrive, und es wäre schon schick, wenn auch längere Rampen mit 8% Steigung im dritten
Gang drin wären.
Also wurden schnell Erfahrung und Taschenrechner gezückt. 14 Zähne müssten ein geglückter Kompromiss sein. Leider aber gab es von
Victoria offiziell nur Ritzel bis herunter zu 15 Zähnen, und die sind so selten wie mehrkarätige Diamanten - inoffiziell gab es
auch solche mit 14 Zähnen für den Wettbewerb am Berg.
Das Bild beweist es - wir haben ein 14er bekommen. Der Wechsel ist so trivial nicht, und hier berichten wir von der Planung und
den Bedingungen. Bei der Gelegenheit gibt es noch ein paar Anmerkungen zu Horsts Vorstellungen von Drehmoment
(Symbol: zwinkern).
Abschnitte dieser Seite:
Zunächst einmal muss ermittelt werden, welches Ritzel denn zum Fahrzeug, der Motorcharakteristik und dem Einsatzzweck passt. Aktuell
fahren wir das von Victoria vorgesehene 16er Ritzel. Das ist schon deutlich kleiner als das 18er für den Solo–Betrieb.
Beim alten Gespann von 1988 passte das halbwegs, zumal ich da eher alleine mit unterwegs war. Jetzt ist allerdings abzusehen, dass Reisen
zu zweit stattfinden, und da ist noch mehr Drehmoment gefragt. Solo erreicht der dritte Gang leicht
70 km/h, während der vierte nicht so wirklich in die Drehzahlen kommt.
Der Sprung von 16 auf 15 wäre zu klein, der auf 13 Zähne zu groß. Bei 14 hingegen dürfte die Charakteristik einigermaßen passen. Besonders
wichtig: Längere Rampen mit 7 bis 8% Steigung müssen bei Vollbeladung noch im dritten Gang drin sein und nach wie vor über
80 km/h im vierten.
Zweitens dürfte sich der Ketten– und Ritzelverschleiß durch den kleinen Durchmesser erhöhen. Sollte ich sagen „zum Glück”? Jedenfalls
ist der Ölrückholring beim Ritzel ein ganz bisschen undicht, sodass die Kette gewissermaßen „Frischöl–geschmiert” ist.
Klaus Bächer hatte einst jede Menge Ritzel günstig nachfertigen lassen und genau eines mit 14 Zähnen für uns übrig. Herzlichen Dank dafür!
Für einen ersten Ritzelwechsel braucht es auf jeden Fall einen Abzieher für das Polrad. Und dieses Polrad sitzt zuweilen gemein fest, also
sollte das Werkzeug eher stabil sein. Im Polrad sind zwei Gewinde M8 für diesen Zweck eingeschnitten. Immerhin muss dafür der Motor nicht
aus–, wohl aber der rechts angeschlagene Seitenwagen abgebaut werden.
Pragmatiker sägen die Motorschale entlang dem Lichtmaschinengehäuse auf, was den Wechsel deutlich erleichtert. Dazu konnten wir uns nicht
durchringen, und jetzt haben wir den Salat und dürfen da nochmal 'dran. Den
Bau eines Schwungradabziehers beschreiben wir in einem Logbuch–Beitrag (mit Maßen).
Der Wechsel als solcher ist auf der Seite zum Abtrieb beschrieben. Das Ritzel wird durch eine Mutter
mit Linksgewinde und Schlüsselweite SW36 gehalten. Die Schraube in der Mitte stützt sich auf der gelösten
Schraube für das Polrad ab. Schläge mit einem schweren Fäustel (1 kg) helfen, das Losbrechmoment
zu überwinden.
Anfang Juli 2016 war's dann soweit, das Ritzel sollte zum Einsatz kommen. Als ich dann - zum Glück noch bei ausgebautem Motor -
die Kette auflegen wollte, passte sie nicht auf das Zahnrad. Wie bitte? 1/2" bleibt doch
1/2"! Das schon.
Aber leider ist das Ritzel so viel kleiner als eins mit 16 Zähnen, dass die Niete der Kette am Ring um den Dichtring am
Motorgehäuse schleifen. Auch Abstandsscheiben bis zu 1,5 mm Stärke änderten daran nichts.
Kurzum: Damit so ein Ritzel in einen KR26–Motor gebaut werden kann, müsste der reichliche Überstand an der
Motorschale abgetragen werden. Da wir den Motor gerade erst montiert hatten und unter Zeitdruck standen, musste es beim 16er–Ritzel bleiben.
„Fleisch” ist genug vorhanden, daran würde es prinzipiell also nicht klemmen. Bei einem KR25–Motor soll es
problemlos passen, wie Carl Hertweck einst versicherte.