2016-06-04
Vor einem Jahr und zehn Monaten hatten wir - vor unserer ersten Fahrt mit dem Victoria–Gespann - Horsts Hilfe zuletzt gebraucht.
Anfang Juni 2016 war es dann wieder soweit. Wir wollten endlich die Seitenwagen–Schnauze tiefer legen und brauchten einen
guten Abzieher für das Schwungrad. Aus der angedachten Feststellbremse wurde erstmal
nichts - Horst war nicht überzeugt von der geplanten Konstruktion.
Gleichzeitig nutzten wir die Gelegenheit, um ein erstes Testvideo mit unserer neuen
Actioncam zu drehen und das externe Mikrofon damit zu testen.
Also, Stoff genug für einen neuen Blogbeitrag … (Symbol: zwinkern)
Abschnitte dieser Seite:
Ihr kennt das sicher: das langlebige Provisorium. So eines ist seit jeher unser vorderer Seitenwagenanschluss. Die Schnauze des
Boots steht auch bei eingefederter Gabel gut sechs Zentimeter zu hoch.
Eine Glocke mit größerem Hub war zwar schon lange bestellt. Der Lieferant erklärte jedoch nach etlichen Wochen und Rückfragen,
er könne das Teil doch nicht liefern. Na danke! Mit etwas Glück fanden sich in der Bucht zwei fast passende Anschlüsse. Fast,
weil der Durchmesser des Rohrs nur 25 und nicht 27 mm betrug.
Zwei war gut, denn unser Kumpel Volker konnte so etwas auch für seinen Steib LS200 gebrauchen.
Also wurden zwei Stück Blech (1 mm) vorgeformt. Das klappte nicht im ersten Anlauf, denn
vor lauter Begeisterung hatten wir vergessen, dass für die Berechnung der Abwicklungslänge die neutrale Fase verwendet werden
muss und nicht der Innendurchmesser (also 26 × Pi = 81,7 mm).
In diese Bleche bohrte Horst dann in drei Reihen je vier Löcher. Drei Schlauchschellen sicherten die Teile beim Schweißen und sorgten
dafür, dass sie gut anliegen (siehe erstes Foto).
Nachdem die Schweißpunkte glatt geflext waren, folgte eine Messung: 26,9 bis 27 mm - perfekt!
Bei unserer Glocke haben wir den immerhin vier Zentimeter inneren Überstand abgetrennt - jedes Gramm zählt. Am kommenden Tag habe
ich den Anschluss grundiert (aber nicht den aufgeschweißten Teil, da sollte keine Farbe hin).
Leider fiel Volker etwas spät ein, dass er auch gerne einen neuen und besseren Abzieher hätte. Da war's leider schon zu spät,
um noch eine weitere Schraube M16 mit Feingewinde (1,5 mm) und eine passende Mutter zu besorgen.
Gewindestange M8 ist hingegen meist ohnehin im Haus oder kann in jedem Baumarkt beschafft werden.
Die Mutter muss nicht unbedingt festgeschweißt werden. Wenn sie es ist, bleibt jedoch eine Hand frei, um das Schwungrad gegen
verdrehen zu sichern. Ich hatte vorab einen halben Meter Vierkantrohr mit 25 mm Kantenlänge
und 3 mm Wandstärke beschafft, das reichte bequem und ist durchaus nicht übertrieben, denn da
treten enorme Kräfte auf.
Die beiden Bohrungen für die M8–Zugstangen müssen je 41 mm von der Mitte entfernt sein.
Irgendwie sträubte sich der Körner, da einzuschlagen - denn wie wir wissen, ist die Antwort auf einfach alles 42, nicht 41
(Symbol: grinsen)!
Schließlich ließ sich der Körner doch noch zum Gehorsam überreden.
Die Bohrungen mit 8,5 mm wären ja auch daheim noch kein Problem gewesen. Aber mit einem
16 mm–Schaftbohrer wäre die kleine Bohrmaschine bei so dickem Stahl dann doch überfordert
gewesen. Außerdem soll das Loch einigermaßen gerade sein.
Dank einer großen und stabilen Ständerbohrmaschine war das jedoch kein Problem, und ebenso wenig das Senken der Bohrungen.
Auch diese Teile wurden am Folgetag weiter entgratet, gereinigt und grundiert. Langlebiges Werkzeug macht mehr Spaß. Irgendwie
juckt's mich ja, unseren Abzieher rot zu lackieren …
Wie eingangs schon erwähnt, war Horst nicht glücklich mit meinem Vorschlag für die Feststellbremse. Dieses Vorhaben wurde also
vertagt. Seine Idee: Ein rastender Handbremshebel wie bei einem Auto, montiert auf dem Längsrahmen des Beiwagens, mit einem
entsprechenden Bowdenzug. Das dürfte auch knifflig werden.
Wie auch immer, die Zeit drängte, und unser erster Praxistest der Actioncam, einer
GoXtreme Wifi Pro 20114, stand auch noch aus. Das letzte Stück Strecke
zu Horst bietet sich für so einen Test an - Landstraße und Ortschaft. Getestet haben wir den schmalsten Bildwinkel (75°). Im Bild gut
zu sehen: Das wirkt natürlich.
Leider stellte sich heraus, dass unser „Kranarm” zwar vertikal sehr gut federt und dämpft, sein Anschluss wegen des hohen
Gewichts jedoch sehr empfindlich auf Seitenstöße reagiert. Da müssen wir nochmal 'ran.
Bildqualität und –schärfe sind jedoch prima, und vor allem überzeugt der Ton mit dem externen Mikrofon. Da sind keine
Wind- oder Popgeräusche zu hören.
Insgesamt: ein gutes Ergebnis kurz vor der anstehenden Reise. Wir sind zufrieden und konnten wieder etwas aus der Liste zu
erledigender Sachen streichen.
[ ± ]. Ritzerot!
Am Tag nach der Bastelaktion kam die erste Schicht Grundierung auf die versäuberten und entfetteten Metallteile. Das macht Sinn, um
Rost vorzubeugen.
Zu meiner Freude fand sich tatsächlich noch etwas Sprühlack mit RAL 3000 (feuerrot). Das musste ich bei dem Abzieher unbedingt haben
(Symbol: zwinkern). Die seidenmatte Farbe trocknet sehr langsam, ist dafür aber nachher schön kratzfest.
Nachdem das aufgeschweißte Stück Blech an der Anschlussglocke noch etwas geglättet und versäubert war, ging es auch da zur Sache -
erst mit Grundierung und dann mit mehreren Schichten rasch trocknenden, seidenmatten Lacks (wie beim Rest des Gespanns).
Bei der Anbringung der Glocke wird sich weisen, ob und wo es noch klemmt. Das ist jedoch zum Glück leicht nachzuarbeiten.
Da das eine größere Aktion werden sollte, haben wir separat berichtet.