Am Freitag fühlten sich Vater, Tochter und Victoria–Gespann tatendurstig. Also brachen wir zu einer längeren Tour auf. Insgesamt
legten wir gut 100 km zurück und besichtigten den mittleren Westen des Eilands.
Unsere Route: Capoliveri, Lacona, Marina di Campo, Procchio, Marciana Marina, Marciana, Poggio, Monte Perone, San Ilario,
La Pila, Procchio, Portoferraio, Capoliveri. Dabei kamen wir auf bald 400 m Höhe.
Eigentlich haben wir an diesem Tag zuviel für eine Seite des Berichts gesehen. Auf jeden Fall wird aber klar, dass Elba mehr
Sehenswürdigkeiten bietet, als es die deutsche Wikipedia wahrhaben will (Symbol: zwinkern) -
und wir fassen uns kurz.
Abschnitte dieser Seite:
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Marina di Campo.
Von Capoliveri ging es vorbei am Golfo Stella und dem Golfo della Lacona.
Nach Westen hin führte der Weg ziemlich steil hoch und am 377 m hohen Monte Tambone
vorbei. Da haben wir leider einen Radfahrer böse eingenebelt, wie schon öfter. Wir entschuldigen uns hiermit bei allen Opfern!
Marina di Campo ist nun gar nicht unser Ding - an der ganzen Bucht reiht sich am Sandstrand Sonnenschirm an Sonnenschirm
und Liegestuhl an Liegestuhl. Erst ganz im Süden beim Hafen wird es ruhiger und netter. Wundert euch nicht über die Fußbälle an Bord der
Fischerboote - das sind Legangel–Fischer mit einer nicht ganz unumstrittenen Fangmethode.
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Poggio, 350 m.
Irgendwie verpassten wir die angedachte Route und landeten über die kürzeste Verbindung der Insel von Süden nach Norden in
Procchio. Na egal, dann eben weiter entgegen dem Uhrzeigersinn! An der Nordküste ging es weiter nach
Marciana Marina.
Nach einer Pause in der Bar „Slocum” mit einem Gläschen Weißwein und sehr guten Oliven fuhren wir hoch in die Bergdörfer
Marciana und Poggio. In der gezeigten Trattoria war ich schon
öfter, das war stets sehr nett, und die Aussicht ist großartig. Von Marciana führt eine Seilbahn zum
1.018 m hohen Monte Capanne, und da sprudelt auch die
„Fonte Napoleone”, ein Brunnen mit köstlichem Bergwasser, das auf der Insel sehr verbreitet ist.
Von Norden kommend fanden wir dann auch richtig den Weg hoch zum Monte Perone. Diese Straße ist eher abenteuerlich
(siehe das erste Foto der Seite mit den vielen Warnungen und Hinweisen). Jedoch, was sind für uns und die kleine Victoria schon Steigungen mit 14%
(Symbol: lachen)!
Nicht nur, dass die Passhöhe durch einen wirklich wundervollen Pinienwald führt (das riecht wie ein entsprechendes Schaumbad),
auf der Südseite können gleich zwei weitere Sehenswürdigkeiten „mitgenommen” werden, die es in sich haben.
Zuerst und nur für Ortskundige sichtbar kommt die Ruine der Kirche von San Giovanni Battista (Johannes dem Täufer).
Sie wurde um 1.150 unter der Herrschaft der Pisaner erbaut und ist mit dem Altar streng nach Osten ausgerichtet. Das Dach ist schon lange
eingestürzt und abgeräumt, aber der Rest hält sich prachtvoll. Auch das Gelände auf dem früheren Friedhof dahinter ist malerisch.
Nur wenige Meter weiter erhebt sich ein gut erhaltener Sarazenenturm. Seine Lage ist nahezu selbsterklärend: Der gesamte Südwesten der
Insel lässt sich von dort überblicken. Mehr bietet nur die Burgruine „Volterraio” im Osten.
Etwas früh trafen wir bei schönem Abendsonnenschein wieder in Portoferraio ein. Freitag: Das hieß, wenn
überhaupt, würden wir meinen Piratenfreund an dem Tag finden. Nach einer kurzen Rast in einer Bar hinter den Toren bei der
„Darsena”, dem alten Yachthafen, wollte ich meiner Tochter noch die Ruine der im ersten Jahrhundert vor Christus
erbauten, römischen Prunkvilla zeigen.
Die ist an sich nichts so besonderes, auch wenn sie später ein Kriegsschauplatz war. Interessanter ist jedoch die großartige
Aussicht auf eben den alten Hafen der Hauptstadt von Elba, den es nur von dort gibt. Auch hier waren wir beide mutterseelenallein.
Wir stellten uns vor, wie es war, im riesigen Becken des Anwesens zu planschen - bei dem Blick. Der wurde jedoch gerade durch
eines der monströs großen Kreuzfahrtschiffe getrübt (siehe erstes Bild des Abschnitts).
Btw, die wenigen Tage hatten genügt, und meine Tochter war auch gänzlich im
„Hier und Jetzt” angekommen. Vater und Tochter für drei Wochen alleine war sicher nicht einfach, auch wenn wir stets genug
Gesprächspartner fanden. Dennoch, Hut ab! Ab und an gab es Stress, aber wir haben das stets gut in den Griff bekommen.
Chiara erwies sich mit noch 15 Jahren als gute, geduldige und hilfsbereite Reisegefährtin.
Gemächlich trudelten wir zurück nach Portoferraio, um dann die Flaggen der eingetroffenen Segelboote zu
scannen. Links sah ich bei der Einfahrt ein unverwechselbares Kopftuch und die Tochter rechts zwei deutsche
Fahnen. Jetzt mussten nur noch die Bars nach einer Bicicletta (Campari mit
Prosecco oder Weißwein und Eis) und Piraten–Kopftüchern durchsucht werden. Die Hafenmeister wussten auch, wann
die „Amahar”, eine 34 Fuß–Yacht, eingetroffen war: etwa zehn Minuten zuvor.
Bicicletta.
Die Aufgabe kostete uns kaum 50 Meter. So ab etwa 20 Metern wurden Jochens wasserblaue Augen größer und größer, und als wir
am Tisch ankamen, war die Wiedersehensfreude riesig. Mindestens 16 Jahre hatten wir uns nicht mehr gesehen! Schnell, eine neue Runde und
Bier für mich! Die Co–Skipperin Sonja kannte ich noch nicht, sie erwies sich jedoch als gestandene Bayerin ebenso nett wie Michael,
der uns bald danach traf (uff, alle Passagiere entsorgt! (Symbol: zwinkern)).
Stolz zeigten die beiden Fotos von der kürzlichen Überholung der Yacht. Das war wirklich ordentliche Arbeit und würde manchem Moped–Fahrer gut zu
Gesicht stehen. Als sie dann hörten, wie und womit wir auf die Insel gekommen waren, waren die Segler sehr beeindruckt. Da war echtes Verständnis
für so eine Strecke mit der kleinen Victoria, vergleichbar mit einem Törn nach Griechenland bei miesem Wetter und Sturm.
Wir verabredeten uns für den nächsten Tag und zeigten nochmal das Motorrad. Whoa! Selbst der
Carabiniere schräg gegenüber achtete nicht darauf, als ich 'mal kurz den
Hupknopf drückte - sowas liebt der Segler.
[ ± ]. Golfo Stella.
Abends ging es in ein noch einfach gehaltenes, aber sehr beliebtes Lokal, das „Mickey Mouse”. Das
Restaurant eröffnete 1975, und 1976 oder 1977 war ich da das erste Mal zu Besuch gewesen. Der Wirt arbeitete
damals noch tagsüber als Kassierer im Supermarkt, um Geld dazuzuverdienen.
Die Investition (des Wirts) war ein Glücksgriff. Die Küche ist sehr gut. Meine Tochter und ich haben uns eine Goldbrasse (Orata)
geteilt und danach die hausgemachten Nachtische genossen. Unbezahlbar ist die Aussicht über Golfo Stella
beim Sonnenuntergang. Leider ist diese Botschaft auch bei der Schickeria angekommen.
Der Wirt und seine Frau sowie die Bedienung behandelten uns sehr zuvorkommend - unser Tisch gehört zu den besten. Kurz, bevor wir gingen,
sagte ich dem Wirt noch, dass ich so etwa 39 Jahre zuvor da das erste Mal zu Gast gewesen war. Das beeindruckte ihn dann doch.
Mich bedrückte eher, dass der einst sportliche, gutaussehende Mann doch so deutlich gealtert war. Im Stillen überlegte ich, wie
ich damals ausgesehen hatte, und das beruhigte mich etwas.