Kaum war 2014 klar, dass der Aufbau der verbesserten Kopie unseres alten Victoria–Gespanns stattfindet, war Vater und Tochter auch der
nächste Punkt klar: Damit wird wieder eine Reise nach Italien gemacht.
Für 2015 klappte das nicht mehr, aber im Juli 2015 war alles sauber durchgeplant mit zwölf festen Zusagen, vier weiteren Kandidaten
und einem prima Termin im September 2016. Es sollte von Frankfurt nach Elba gehen, gemütlich in fünf Etappen je Fahrt.
Leider legte Ende Januar 2016 (!) eine weibliche, „höhere” Stelle ein Veto ein. Mäusedreck! Schnell wurden vier Ersatztermine gesucht,
aber leider war da der Wurm drin. Viele konnten von vornherein an keinem davon, anderen kam noch etwas dazwischen, wieder einige sprangen
in letzter Minute ab. So landeten wir am Ende da, wo wir eigentlich nicht hinwollten: nur zu dritt und mitten in der (teuren!) Hauptsaison.
Den langgehegten Traum wollten wir jedoch nicht aufgeben, zumal wir monatelang sorgfältige Vorbereitungen getroffen hatten.
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Mit der üblichen (beiderseitigen) Verspätung trafen wir unseren Freund Volker in Darmstadt. Er war mit seiner völlig
originalen Victoria KR 26 unterwegs. Dementsprechend machte ihr bei der brüllenden Hitze im Stau bei Ortsdurchfahrten
auch die Schwimmerkammer Kummer (in Form von Gasblasen). Unser Moped mit dem seitlich weggebauten Luftfilter hatte
diese Probleme nicht - die traten erst bei der Rückreise in Mailand auf.
Noch vor 19:00 Uhr erreichten wir unser erstes Ziel, den Campingplatz am Achernsee (nach 200 Kilometern), und
schlugen da unsere Zelte auf. Der Platz ist schön, die sanitären Einrichtungen sind prima, und die Preise moderat
(auch für Essen und Getränke): (Link: fremde Seite)
Campingplatz Achernsee.
Leider ging es Volker morgens gar nicht gut. Er hatte auch schlecht geschlafen. Schließlich half sich nichts, und er
musste zum Doc. Die Ärztin erteilte ein mehrtägiges Motorrad–Fahrverbot. Das war nun richtig doof, denn unser Freund
hatte sich riesig auf seine erste große „Veteranenreise” über die Alpen gefreut.
Noch bevor er zurück war und die Heimfahrt mit dem ADAC klären konnte, ahnten meine Tochter und ich
schon, was kommen würde. Bei Bier und Limo galt es einen Entschluss zu fassen: Aufgeben oder alleine weiter?
Es dauerte keine zehn Minuten, da war's klar: weiter!
Wir warteten ab, bis Volkers Heimreise geklärt war, und stachen dann noch zu einer kurzen Etappe in See. Um Volker
zu trösten, schickten wir ihm mehrmals täglich Berichte und Fotos per Whatsapp.
Rund 130 Kilometer schafften wir noch. Dann gingen wir in Badenweiler auf den Campingplatz und anschließend zum Essen in's
(Link: fremde Seite)
Gasthaus zur Blume, wo wir hervorragend gegessen haben.
Morgens ging es weiter die B3 hinunter bis Basel und durch die Stadt im Dreiländereck. Das war so aufregend nicht,
außer für mich - der Zoll in Otterbach sah noch aus wie zu meiner Kinderzeit, als es in der Schweiz noch keine Autobahnen gab.
Spannender wurde es in den Basler Alpen. Da machte es plötzlich „patsch”, und ehe wir „Blaubeerkuchen” sagen konnten, waren
wir nass bis auf die Haut. Das war nicht ganz so witzig, aber die Tochter bewies Standfestigkeit!
Die nächste Überraschung wartete vor der Auffahrt zum Hauenstein-Pass. Die war nämlich gesperrt, ohne vorherige Hinweise oder
Umleitungen. Wir also zurück in den nächsten Ort und einen Schweizer gefragt. Da, so meinte der, müssen wir hinauf und deutete
in die Berge. „Da” erwies sich als der ziemlich steile Pass bei Ober–Bölchen (890 m) mit amtlichen Steigungen und einem Abstieg über Waldwege.
In Aarburg schien wieder die Sonne - aber das reichte nicht, um unsere Klamotten zu trocknen. So geschah es auch bei der Rückkehr. Auf der
Hinfahrt hatten wir noch ein „Zusatzvergnügen” - ein Volksfest nebenan (18,- Franken Eintritt) mit Feuerwerk von 23:00 bis 00:30 Uhr!
[ ± ].
Die Mofas sind
kaum kleiner …
Der nächste Tag sollte es zeigen - denn da stand der Gotthard–Pass mit seinen 2.106 Metern Höhe auf dem Programm. Würde der
Kolben der Victoria KR26 wie damals immer klemmen?
Um es vorweg zu nehmen, das tat er nicht. Wir waren mit dem höher verdichteten Zylinderkopf
und einem originalen Kolben unterwegs, und die kleine Kiste nagelte wie ein Diesel jede Steigung hoch. Wie klein sie ist, zeigt
sich am Tellsdenkmal in Altdorf.
An der Schöllenenschlucht ließen wir das Motorrad abkühlen - was stets überraschend schnell klappte, zum Erstaunen und Verdruss meiner
Tochter, die sich gerne am Zylinder die Hände wärmte, vor allem bei der kalten Rückfahrt.
[ ± ]. Auf 2.106 Meter!
Die Mofafahrer sind unerschrocken - wir trafen mehrere davon mehrmals, ebenfalls auf dem Weg nach oben. Zwei fragten uns an
einer Tanke: „Was, weiter seid ihr noch nicht?
”. Keine Panik, das lag an einem Tankstellenproblem auf dem Weg, nicht am Moped!
Wir lernten bald, dass Kartenzahlung in der Schweiz der „Plan A” ist.
Nach einer Pause am Pass sind wir die Tremola–Schlucht heruntergefahren - ein unvergessliches Erlebnis, das
ich mir mit dem Gespann noch nie gegönnt hatte. Meine Tochter hat vom Boot zwei Videos gedreht - die
gibt es bei Youtube.
[ ± ]. Die erste Pizza …
Am frühem Abend kamen wir am geplanten (Link: fremde Seite)
Campeggio „Al Censo” kurz vor
Bellinzona an. Kleiner Vorgriff: Leider bauten wir bei der Rückreise dort unser Zelt nicht ganz
so sorgfältig auf wie bei der Hinreise, und das war ein Fehler (Symbol: grinsen).
Ab ging's nach Arbedo zum Ristorante Gottardo, wo es sich
draußen unter Wein– und Feigen–Ranken sehr gut sitzt.
Der Wirt (mit einer seltsam „weichgespülten” Aussprache) hatte bei der Rückfahrt so seine Bedenken, als wir uns in die Laube setzen wollten.
Kurz nach dem Essen zog sich denn auch der Himmel bedenklich zu.
[ ± ]. Kurz vor nass …
Er versicherte, dass es die ganze Nacht amtliche Gewitter mit sehr viel Regen geben werde, und so war's auch. In einer Pause
kamen wir zwar noch trocken am Campingplatz an, aber was dann kam, spottet jeder Beschreibung. Flugs war das Zelt innen unter Wasser
gesetzt, und wir verbrachten etliche Stunden unter einem Dach beim Waschhaus - und prüften alle paar Minuten die Wetterprognosen.
Chiara trug's mit Humor, und wir haben selten soviel gelacht wie in dieser Nacht.