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Elba 2016: Die Rückreise vom Mittelmeer bis Frankfurt

Nach der Lösung unseres Speichenproblems erreichten wir kurz später den milden Passo dei Giovi im Appenin. Das ist ein entscheidender Wechsel, denn der Reiz der ligurischen Küste entfällt. Uns wurde schmerzlich klar, dass dieser kleine Pass das Ende des schönsten Teils unserer Reise mit dem da 62 Jahre alten Victoria–Gespann bedeutete.

Wir trösteten uns mit dem Gedanken an die nächste Reise und fuhren unverdrossen hinunter in die Po–Ebene (benannt nach dem größten Fluss Italiens, nicht dem Hintern!). Aber nicht so schnell, denn bei der Speichenseite haben wir uns darauf konzentriert und nicht auf die Reise.

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Mittagsrast in Pietrasanta

Pietrasanta nahe bei Lucca in der Toscana.
[ ± ]. Pietrasanta.

Der Name des Ortes bedeutet - wörtlich übersetzt - „heiliger Stein”. Und richtig finden sich am Hauptplatz ein Dom und eine Kirche nebeneinander. Das war zwar nett anzusehen, aber der besten Tochter von allen stand der Sinn nach weltlicheren Genüssen, nämlich Mittagessen.

Das fanden wir in einem sehr netten Lokal ein wenig abseits des Platzes mit gutem Essen, dem „41” oder „Quarantuno”, so benannt nach der Hausnummer. Dessen Lage könnt ihr bei (Link: fremde Seite) Google™ Maps ansehen.

Nach dem Mahl bewunderten wir die zwei alten Motorroller, dann ging es weiter Richtung la Spezia. Chiara beobachtete regelmäßig das Hinterrad und wies mich darauf hin, dass wir da bald würden nacharbeiten müssen. Mit den inzwischen 26 Speichen eierte es schon wieder, wenn auch nicht dramatisch.

Diese Aufgabe erledigten wir in la Spezia, wieder nahe einer sehr netten Bar in einer schlecht zugänglichen Gasse. In der Bar hing ein offensichtlich von einem Gast gemalter und geschriebener Zettel, der die zahlreichen Vorzüge eines guten „caffè” anpreist - sehr überzeugend! Die Flasche Moretti mit 66 cl fand ich da jedoch hilfreicher. Das Zentrieren klappte gut, und so ging es weiter bis nach Genua, wo wir gegen 20:00 Uhr eintrafen.

 

Genua und Salice Terme

Das „Wunder von Genua” haben wir schon auf der Seite zu unserem Speichenkummer beschrieben, samt dem Aufzug des Grauens und den tollen Veteranen von Meister Panfili. Um da hin zu kommen, mussten wir natürlich wieder über den Passo del Bracco, was jedoch gut klappte.

In Voghera fragten wir wieder in einer Bar nach einer Unterkunft. Leider beschied uns der Wirt beim empfohlenen Hotel, dass er ausgebucht sei, wies uns jedoch ein paar Kilometer weiter nach Salice Terme, da sei ein gutes und günstiges Hotel. Dieser Tipp war Gold wert!

In dem Hotel mit einem schönen Park, betrieben von einer sehr netten Familie, fühlten wir uns pudelwohl. Wir bekamen ein schönes Zimmerchen mit Aussicht auf den Fluss (aber ohne Mücken!), und während ich ein Bierchen genoss, nahm die Tochter eine ausgiebige Dusche. Wir mussten die Sympathie der Betreiber errungen haben, denn auch mit den „Cappuccini” und etlichen Wasserfläschchen morgens sowie abendlichen Bieren wurden nur 70,- € von uns verlangt. Die Lage könnt ihr euch bei (Link: fremde Seite) Google™ Maps ansehen.

Seufz - das letzte Abendessen in Italien kam. Chiara wählte die schon erwähnten Ravioli mit Füllung aus Rinderschmorbraten in Rotwein („Brasato”), ich Wurst– und Schinken–Spezialitäten mit „Russischem Salat”. So gut das Essen auf der Terrasse am Ende des Orts war - leider schlugen da bald doch die Mücken erbarmungslos zu, und wir mussten die Flucht nach innen ergreifen.

 

Ciao, Italia!

Bald wurde es richtig ernst. Wir erreichten schnell Mailand, wo genau bei einem Tankstopp die 2.000 km seit der Abreise erreicht waren. Und schon wenig später galt es, bei Como den letzten italienischen „caffè” und das letzte italienische Eis zu nehmen.

Das Victoria–Gespann bei der letzten Rast in Italien, nahe Como.
[ ± ]. Pause bei Como.

Dann ging es - noch schwereren Herzens - über den Zoll in Chiasso. Der ist ebenso unverändert wie der bei Basel in Otterbach, seit ich ein Kind war. Damals hatten wir ein Haus am Luganer See, und es lohnte sich, nur für eine Tankfüllung und Zigaretten von Mailand in die Schweiz zu fahren. Letztere versteckte mein Vater in Socken oder sonstwo im Gepäck, ließ aber immer eine Stange zu viel sichtbar liegen. Die wurde von den Zöllnern stets schmunzelnd konfisziert - wobei ich ihnen den Eigenbedarf nicht unterstellen mag! Kurz, man kannte sich, und das Gepäck wurde nie durchsucht.

Wir fuhren weiter zum (Link: fremde Seite) Campeggio „Al Censo” bei Bellinzona, wo uns anders als beim Hinweg ein übles Unwetter überraschte. Das war jetzt auch nicht ganz so schön, zumal ich am nächsten Tag mit dretschnassen Hosen und bei schneidendem Wind über den Gotthard fahren musste - die Fahrrad–Regenhose war da nur bedingt hilfreich. (Symbol: zwinkern)

 

Gotthard, Aarburg, Basel

Die Auffahrt zum Gotthard–Pass von Süden war eher eklig. Zwar hörte der Regen auf, und wir konnten uns in den nassen Klamotten mittags etwas in Airolo aufwärmen. Richtung Pass wurde es dann aber fies.

An der Aussichtsplattform am Gotthard–Pass oberhalb Airolo.
[ ± ]. Kurz vor dem
Gotthard–Pass.

Die Südrampe hatte ich entspannter in Erinnerung. Tatsache ist, dass wir auf 10 km 900 Höhenmeter im ersten Gang hochgefahren sind, so mit etwa 25 km/h. Das Victoria–Gespann zeigte sich davon nicht beeindruckt, aber an der Aussichtsplattform (etwa zwei Kilometer vor dem Pass) ließen wir es doch abkühlen - das klang schon nach „kurz vor Kolbenklemmer”. Da oben wehte ein schneidend kalter Nordwind (na danke!) mit gefühlten 0° C. Oben am Pass betrug die Sichtweite in den Wolken keine 20 m. Trotz Frost drehte die Tochter da ein Mini–Video - ihr Smartphone sah mehr als ich!

Am Campingplatz in Aarburg bei Olten kannte man uns noch. Die Abendsonne reichte nicht ganz, unser nasses Zeug zu trocknen, mir wurde jedoch ein kleiner Raum angegeben, wo ich die Nacht gut und warm verbringen konnte. Die Sachen der Tochter hatte es weniger schlimm erwischt, und das war gut so. Morgens war alles wieder prima.

Den Umweg über Ober–Bölchen wollten wir uns nicht mehr antun und fuhren darum über Aarau im Osten. Auch da galt es jedoch 490 steile Meter über Staffelegg zu überwinden.

 

Schlusswort

Zu der Fahrt Basel bis Frankfurt gäbe es auch noch 'was zu sagen, ebenso, wie die anderen Seiten unseres Berichts nur an der Oberfläche kratzen. Wir werden im Lauf der Zeit vielleicht noch etwas nachtragen. Am 7. August 2016 trafen wir nach 2.789 Kilometern am späten Nachmittag wieder in Frankfurt an.

Da war dann doch eine Umarmung fällig! Diese Reise mit dem 62 Jahre alten Victoria–Gespann hat sicher Geschichte geschrieben. Wir hoffen, dass unsere Berichte auch andere ermutigen, so etwas zu versuchen. Mit einer Plus–Migliedschaft beim ADAC und einem Smartphone kann da so viel nicht anbrennen. Der größere Reiz liegt natürlich darin, auch bei Problemen darauf zu verzichten.

Ganz wichtig: Mein Dank gilt den Victoria–Werken, die in den 1950er Jahren so robuste Motorräder und gute Bremsen gebaut haben, mit denen Reisen Spaß machen, vor allem aber der besten Weggefährtin von allen, meiner Tochter, die bei der Reise großartige Leistungen vollbracht hat! Das dürften Erfahrungen gewesen sein, die für's Leben prägen.

 
 
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