1990 hatten wir auf dem Weg nach Sardinien und auf der Insel einen Film gedreht - in Spielfilmlänge mit zwei Super 8–Kameras. Die
Kameras waren schwer, die Film– und Laborkosten beachtlich. Heute geht das besser und viel günstiger - mit einer kleinen Digitalkamera.
Wir haben uns nicht für eine GoPro Hero, sondern für das für uns bessere und günstigere Modell
GoXtreme Wifi Pro 20114 von Easypix entschieden. Die Kamera bietet einige
Features, die für uns und den Betrieb vom Gespann aus wie gemalt sind. Wir stellen sie hier vor.
Der Hersteller ruft satte 319,- € für die Konstruktion aus 2014 auf - wir haben das Set im April 2016
für 128,10 € bei (Link: fremde Seite)
Jacob Computer gekauft.
Das Bessere ist des Guten Feind - darum gibt es auch noch einige Vorschläge für Erweiterungen und Verbesserungen.
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Die Aufnahmewinkel.
Die meisten Actioncams bieten nur extreme Weitwinkel mit 140° und mehr an. Das mag für die Schärfentiefe und
den Verwacklungsschutz gut sein, doch ist da erstens die Perspektive sehr verzerrt, und zweitens ist zum Beispiel ein Motorrad zehn Meter
vor der Linse kaum noch zu sehen. Unser Modell kennt jedoch - bei immer noch 1.920 Bildpunkten Auflösung in der Breite - auch Modi mit
126, 102 oder 75°. Besonders die letzten beiden wirken schon ziemlich natürlich (siehe Skizze). Die Fotoauflösung ist auch in vier Stufen
wählbar - ab 5 MP.
Die Kamera wird inklusive einem bis 60 m Tiefe wasserfesten Gehäuse und Befestigungsmaterial
geliefert, vor allem jedoch mit einer Smartwatch mit 1,3"–Bildschirm. Darüber
kann die Kamera (über WiFi) gesteuert werden, wobei ein Vorschaubild zu sehen ist. Die Uhr ist ebenfalls tauchfest.
Sehr gut auch: Es gibt einen Anschluss für ein externes Mikrofon (2,5 mm–Klinke, mono)
und neben Micro–USB auch HDMI für den Anschluss an Fernseher oder Monitore. Per App
(iOS oder Android) lassen sich Videos und Fotos auf dem Smartphone
ansehen.
Die Bedienungsanleitung wird als PDF auf einer Mini–CD geliefert und schweigt sich über einige Punkte aus, vor allem
zur Uhr, ist insgesamt aber gut. Kabel liegen auch bei, nicht jedoch eine Speicherkarte. Akzeptiert werden Micro SD oder SDHC
ab Class 6 mit bis zu 32 GB - wir haben SDHC Class 10 gewählt
(etwa 13,- €).
Schon beim zweiten Schließversuch brach der Verschlussbügel des Gehäuses. Das ließ sich zum Glück mit zwei Messingspangen flicken,
deren Enden verlötet wurden (siehe Foto). Dabei handelte es sich wahrscheinlich um einen Materialfehler - so etwas kommt vor.
Nach Rückfrage beschied der Lieferant, er könne leider keine Ersatzteile liefern - ich möge mich bitte an die deutsche Vertretung
wenden, also (Link: fremde Seite)
Easypix.
Nachdem ich da per E-Mail mein „Problem” vorgetragen hatte (mit dem Foto), folgte sofort eine sehr freundliche
und hilfsbereite Reaktion. Nach einer Rückfrage wegen der Lieferadresse hatte ich schon zwei Tage später (kostenlos) ein neues Gehäuse
in der Hand. 1A!
Das ist sehr lobenswert. Wie mir versichert wurde, legt das Unternehmen großen Wert auf zufriedene Kunden. Also, wenn ihr ein
Problem mit so einer Kamera habt: Da wird schnell und unbürokratisch geholfen!
Tipp: Bei GoXtreme gibt es ausführliche Fotostrecken zur
(Link: fremde Seite)
Bedienung des Zubehörs und auch zu diesem wasserdichten Gehäuse.
Tipp: Es gibt die passenden Akkus (SLS-10A) auch mit 1.300 statt
1.130 mAh bei 3,7 V.
Auf Reisen sind mehrere davon plus Ladegerät sicher kein Fehler.
Zunächst 'mal: Das eingebaute Mikro taugt wie so oft nicht viel, und es kann auch nur mit dem beigelegten Gehäusedeckel mit
Belüftungsbohrungen benutzt werden - also nicht bei Regen. Einen wasserfesten Durchgang für den Mikroanschluss gibt es auch nicht.
Da gibt es noch Verbesserungsbedarf, denn ein externes Mikro mit Wind- und Popschutz bringt gleich eine viel bessere Tonqualität
(siehe weiter unten).
Zweitens sind auf den Aufnahmen bei Gegenlicht böse „Lens Flares” zu sehen, also Spiegelungen zwischen den
immerhin sieben Linsen des Objektivs. Da muss also noch eine Gegenlichtblende her.
Drittens ist zwar der Bildstabilisator eine gute Sache, aber bei größeren Unebenheiten versagt er auch. Es braucht also eine gefederte und
gedämpfte Aufhängung, idealer Weise ein Parallelogramm. Die Kamera wiegt mit Akku und Gehäuse nur rund 220 g,
was sehr wenig ist, mit einem kleinen Kugelkopf mit 1/4"–Gewinde jedoch schon knapp 300 - das reicht von der
Masse her für einen kleinen „Kranarm”.
Nun hat die Kamera jedoch keinen Stativanschluss - da muss also noch mindestens ein Adapter her.
Nicht zuletzt sind uns die Anbringungsmöglichkeiten noch nicht flexibel genug. Die Kamera sollte auch ohne Klebepads oder Gurte an möglichst
vielen Stellen anbringbar sein, und das nicht nur an unserem Gespann - weil da beispielsweise keine schicke Kurvenneigung gegeben ist.
Kurzum, da gab's noch allerlei zu basteln - was für gestandene Schrauber ja eher Spaß ist und eine Herausforderung.
Bei der von uns gewünschten Flexibilität bei der Anbringung gibt es ein Hindernis. Die Kamera arbeitet mit proprietären T–Clips, während
meist ¼"–Gewinde (UNC) verwendet werden. Das sollte möglichst nahe bei der
Kamera geändert werden. Also haben wir uns einen passenden Gewinde– und Kernlochbohrer (5,2 mm) besorgt.
¼" ist gut, denn für diese Gewinde gibt es Klemmen, Kugelköpfe, Anschlüsse und Adapter, bis der Arzt kommt - und die sind
alle untereinander kompatibel. Es dreht sich also „nur” darum, ein solches Innengewinde mit dem Kameragehäuse zu verbinden. Dafür gibt es
eine käufliche Lösung (zweites Bild des Abschnitts) oder einen Selbstbau (erstes Bild). Letzterer entstand aus Messing.
Nützliches Zubehör sind außerdem gerade Blitzschienen (unsere ist 18 cm lang) und
„handle bar clamps”, also Klauen, die es mit Schnellverschluss und Kugelköpfen gibt.
Ferner heißt es nochmal zu überlegen. Wo sind denn überhaupt gute Anbringungspunkte, und was sind günstige Kameraperspektiven? Wichtig
ist zum Beispiel, dass immer noch ein Teil des Motorrads oder Gespanns sichtbar sein sollte. Das schränkt die Auswahl schon etwas ein.
Besonders interessant sind Videos aus etwa der Perspektive des Fahrers oder sehr nahe über der Straße (wegen der Dynamik).
Daher haben wir uns passende Punkte und Anbringungen überlegt und dann dafür die nötigen Teile besorgt. Schwerpunkt: „möglichst flexibel”.
Die Bilder zeigen einen Teil unserer Ausrüstung - Selfie-Stick (Extender), Kugelköpfe,
Klemme, Adapter und Kameraschrauben. Die Lenker–Klaue oder die gerade Schiene fehlen hier.
Ein Parallelogramm hat die Eigenschaft, dass die einander gegenüber liegenden Seiten stets parallel sind - daher der Name. Das wird
bei professionellen Kamerakränen ausgenutzt. Dass es auch in klein klappt, hatten wir ja 1990 schon erprobt. So ein Teil wollten
wir wieder haben.
Da die neue Kamera viel leichter ist als die alten, tut es eine leichtere und kleinere Ausführung. Allerdings können 300 Gramm bei
einem amtlichen Schlagloch auch schon einiges an Energie aufbringen. Was es da braucht, lässt sich berechnen, dafür waren wir jedoch
zu faul - wir haben das nach Gefühl und einstellbar geplant.
Wichtig: Mit nur einer Feder bringt das nichts. Da braucht es mehrere Federn mit unterschiedlich langen Wegen, Winkeln und Vorspannungen.
Den „Kran” habe ich aus hartem Messing gebaut. Die U–Profile sind aus Blech (12 × 1 mm)
verlötet, die Gelenkstifte (3 mm) drehen sich in Hülsen. Die Schraubanschlüsse sind mit
Scheiben aus Messing aufgefüttert.
Wir haben uns ein Sortiment Zug– und Druckfedern besorgt, um die Federung gut abstimmen zu können. Befestigungen mit
¼"–Gewinde bekommt ihr beim (Link: fremde Seite)
Fotoschrauben–Shop.
Das Foto zeigt einen ersten Test am Lenker des Gespanns. Federung und Dämpfung tun's wie gewünscht.
Leider leider stellte sich heraus, dass die so wichtige Klaue für die Befestigung ein eigenes Gummielement zur Federung hat. Das ist
ganz schlecht, denn unsere Konstruktion und diese Federung arbeiten gegeneinander. Zweitens sind die Klaue und auch der Verdrehmechanismus
mit dem Gewicht unserer Teile glatt überfordert.
Es reichte dennoch, um vorab schon einmal zu testen, ob die sonstigen Teile flexibel genug sind und das Parallelogramm es auch in
abgewinkeltem Zustand tut (was der Fall ist). Auf dem Bild könnte die Kamera auch unten angebracht werden, direkt über der Straße,
denn sie unterstützt Überkopfaufnahmen.
Das Federelement an der Klaue ließe sich eventuell mit einem eingelegten und festgeklebten Streifen Kunststoff oder Messing fixieren.
Besser ist es jedoch, gleich auf eine bessere Klammer zu setzen. Wir haben uns daher bei
(Link: fremde Seite) Foto Walser
eine Walimex–Rohrklemme besorgt. Die ist aus Stahl und wird mit einem integrierten Kugelkopf geliefert. Der Spannbereich bis
45 mm ist mehr als ausreichend. Ob die Belastbarkeit genügt (angegeben: 500 g)
und die Klemmung reicht, muss sich noch zeigen.
Bedingung dafür ist eine zusätzliche, möglichst präzise Bohrung im Gehäuse. Der verwendete
2,5 mm–Klinkenstecker braucht etwa 7,6 mm Durchmesser.
Dahin habe ich bei langsamster Drehzahl in etlichen Stufen „herangebohrt” und dann den Rest gefeilt, bis die Hülse bei eingelegter Kamera
„saugschmatzend” in das Loch passte.
Dann habe ich die Hälfte einer Gummitülle so angepasst, dass sie sehr stramm auf der Hülse sitzt. Bevor die Klinke eingesteckt wird,
wird der Gummiring etwas nach vorne geschoben. Spritzwasser hält das sicher ab. Ohne Mikro kann ein verschlossener Blindstecker benutzt werden.
Ein ganz gutes Mikro war noch im Haus (mit 3,5 mm–Klinke). Das bekam zunächst einen aus einem
Topfschwamm geschnitzten und schwarz lackierten Windschutz. Der verhindert jedoch noch keine Pop–Geräusche. Dafür braucht es ein vor
das Mikro gespanntes Tuch. Ein Bügel (aus 1,5 mm starkem Messingdraht
gebogen) hält die Bespannung.
Den Ring habe ich brüniert, einseitig mit Pattex® bestrichen, den Stoff aufgeklebt, nach einer Weile
zugeschnitten und dann auf der anderen Seite verklebt. Am Ende folgte eine Naht aus Polyester–Knopflochgarn.
Das zweite Foto des Abschnitts zeigt das Endergebnis. Die Schelle des Mikros ist (mit Gummischeiben) drehbar an einer verchromten
Briefklemme befestigt. Auch die Schelle ist mit Gummi unterlegt. Dadurch können sich keine Vibrationen vom Motorrad auf das Mikrofon
übertragen - denn ihr wisst ja, wie das tut, wenn man an den Telefonhörer klopft …
Die Tonqualität des Mikrofons haben meine Tochter und ich natürlich vorab getestet - sie ist gut und gibt einen natürlichen Klang.
Bevor es ernst wird, sollte unbedingt getestet werden, ob und wie alles funktioniert, schon, um sich mit dem System vertraut zu machen.
Anfang Juni war es dann soweit. Smartwatch und Kamera zu koppeln, war etwas „tricky”,
klappte dann aber doch. Nach ein paar kurzen Tests haben wir ein Video mit der Actioncam unten am Seitenwagenrahmen
gedreht. Zuhause waren wir dann sehr angenehm überrascht von der Bildschärfe, dem angenehm engen Bildwinkel (75°) und der Farbqualität (etwas
kühl vielleicht, aber gut).
Ganz klasse ist der Sound mit dem externen Mikro. Wind– oder Popgeräusche sind nicht zu hören, die Bässe und Höhen sind ausgewogen. Was in dem
Testvideo hoch klingelt, ist die eine Schlauchschelle an den Hörnern der Kompressorfanfaren, die an das
Horn stößt. Leider hatte das Motorrad genau bei der Fahrt üble Zündaussetzer.
Der Kranarm schlug sich teils wacker, teils weniger. Vertikale Stöße wurden ebenso schnell wie sanft aufgefangen (die Tochter hat das
genau beobachtet), aber leider sind die Schraubaufnahmen (nicht das Stativ selbst) sehr empfindlich gegen seitliche Stöße.
Das geht so noch nicht! Die Walimex–Rohrklemme hingegen hält wunderbar. Erst ganz am Ende des Videos, beim Überfahren des Bordsteins,
hat einer der Kugelköpfe leicht nachgegeben. Das war aber auch ein heftiger Bums - da hat sogar die Gabel durchgeschlagen.