2018-12-06
Eigentlich wäre der TÜV für die Victoria schon im September 2018 fällig gewesen. Da gab's aber noch ein paar Sachen an der
Elektrik zu flicken, und wie's so geht, gingen auch der Oktober und November in's Land. Diese zwei Monate Überziehung wären ja noch
okay gewesen, aber danach konnte es blöd werden - denn da rücken einem dann schon die Ordnungshüter auf
die Pelle (Symbol: grinsen) . Das konnte ich nun auch nicht brauchen.
Problem: Ich selbst darf oder kann nicht fahren, und der nächstgelegene TÜV war mangels Sachkenntnis auch keine Option.
Was nun? Volker erwies sich einmal mehr als wahrer Freund und bot mir an, das Gespann mit dem Hänger zu holen, hinzufahren und
zurückzubringen. Dafür meinen ganz, ganz herzlichen Dank! Für den Nikolaustag stand dann der Termin mit dem richtigen Prüfer,
der das Gespann schon kannte (Prüfung 2016, Abnahme der Schwingengabel).
Abschnitte dieser Seite:
Eine Messung ergab, dass der geschlossene Hänger höchstens drei Zentimeter mehr Breite hat als das Motorrad mit Beiwagen.
Es da 'reinzubringen, erforderte meiner Meinung einen Flaschenzug, zumal die Klappe/Rampe auch eher steil ist. Also machte
ich so einen und zusätzliche Seile sowie Karabinerhaken klar.
Als Volker dann kam, war ich gerade daran gescheitert, die Kiste zu starten (was zwei Tage vorher noch problemlos geklappt hatte).
Muss ich erwähnen, dass Volker das hinkriegte …? Wie auch immer, ich wollte gerade den Flaschenzug zücken, als Volker
was von „zu umständlich” murmelte. Ehe ich nur halt und stopp rufen konnte, setzte er einmal, zweimal, dreimal an und
das Gespann stand (mit etwas Nachschieben) millimetergenau in dem Hänger.
Meine Herren, was für ein Stunt … Wir sicherten das Mopped also mit Handbremse und untergelegtem
Holzklotz und fuhren entspannt über die Autobahn zum TÜV–Gelände in Bad Homburg (das im Juni nach einer umfangreichen
Modernisierung wieder eröffnet worden war und jetzt eines der modernsten in Hessen ist). Da war nichts los. Während Volker ablud, klärte
ich den Bürokram im neuen Service–Raum. Grüße an den Ingenieur Brendel von meiner Tochter (samt einem
kleinen Nikolaus), Grüße zurück, Gebühr plus 20% wegen der Überziehung bezahlen. Brendel zeigt dem Auszubildenden grinsend
meinen Schein - da steht nämlich sein Name auf der zweiten Seite verewigt.
Zunächst machte ich Volker und Herrn Brendel miteinander bekannt (was schon lange fällig war). Die beiden kamen gleich
gut miteinander klar. Das ist für Volker nicht so schlecht (siehe auch den nächsten Abschnitt).
Die Prüfung im Stand verlief laut (Kompressor–Hupe) und hell (Licht, Blinker).
Der Prüfer lobte (unter anderem) die nun viel bessere Lösung mit den jetzt
symmetrischen und funktionsgleichen Rückleuchten. Auf dem Großbild des Fotos
mit dem Stunt seht ihr, wie gut sie es tun.
Volker durfte dann auf dem regennassen Hof einen vorbremsen. Das zu sehen, war auch für mich beeindruckend - wer sieht schon
jemals sein eigenes Motorrad bei so etwas? Während der Prüfung der FIN, Reifen, Festigkeit der Räder und Speichen
erzählte Volker, dass er ein originales Victoria KR 26–Gespann habe und dass da Welten dazwischen lägen. Er berichtete
auch von seinen Erfahrungen als unser „Werksfahrer”, den Bremsen und um wieviel stabiler das Gespann mit der neuen Gabel sei.
Es folgte noch ein wenig Smalltalk, dann fuhr Volker das Gespann erneut in den Hänger. Das klappte nicht
auf Anhieb, zumal wir nicht bedacht hatten, dass das Gespann ja um 7 cm tiefer liegt -
es setzte bums am Übergang Klappe zu Hänger mit dem Ständer auf. Herr Brendel staunte nicht schlecht
(Symbol: lachen) ! Ach so, bestanden ohne Mängel.
Auf dem Heimweg mussten wir dann wegen einer Umleitung sogar am Horex–Museum vorbeifahren. Wenn wundert's, dass in dieser Stadt
ein Motorrad–freundlicher Wind weht?
Wer so alte Fahrzeuge betreibt, kann heutzutage auf erhebliche Probleme stoßen, denn es gibt nicht so viele Prüfer, die die
alten Motorräder kennen, richtig beurteilen und dazu das nötige Wissen um die teils verschwurbelten Gesetze haben. Zur Erinnerung:
Bei manchen Änderungen und Ergänzungen gilt nicht nur die StVZO, sondern auch oder nur die jeweilige ECE–Regelung.
Diese widersprechen sich in manchen Punkten sogar. Ein vernünftiger Prüfer wird zunächst die Gesetzeslage des Baujahrs (hier
also StVZO) „anlegen” und erst bei Dingen wie den Tagfahrleuchten
die neueren Regelungen.
Außerdem wird der „vernünftige” Prüfer nicht erwarten, dass eine Bremstrommel von 1954 Leistungen wie eine
Brembo–Doppelscheibe von heute bringt oder eine 35 Watt–Funzel bei 6 Volt so leuchtet wie 55 Watt bei 12.
Klar, die Bremsen müssen es tun, das Licht und die Hupe auch, und das Motorrad muss fahren. Überhaupt muss alles stimmen,
was sicherheitsrelevant ist.
Dass offenkundiger Pfusch und Murks - auch bei anderen Dingen - kein Vertrauen erweckt, dürfte ebenfalls klar sein.
Und ebenso klar ist, dass eben alle Vorschriften und Spielräume eingehalten werden müssen.
Leider gibt's jedoch tatsächlich Prüfer, die sich an unproblematischen Dingen hochziehen - oder die, was weit besser ist, eine Prüfung
mangels Kompetenz ablehnen, wie wir es ja schon erlebt haben. Umso wichtiger ist es, den richtigen Mann zu kennen, sich sein
Vertrauen zu verdienen und zu erhalten.