2017-03-26
Motorrad–Gespanne lenken ist geradeaus recht leicht, aber in kritischen Situationen wie engen, rechts überhöhten Rechtskurven sehr schwer.
Eine einfache, wenn auch nicht hinreichende Abhilfe ist ein breiterer Lenker, denn „Gewaltig ist des Fahrers Kraft, wenn er mit dem
Hebel schafft
” (Symbol: zwinkern).
Nun ist es natürlich illusorisch, Lenker mit ABE (Allgemeiner Betriebserlaubnis) für Motorrad–Veteranen zu finden. Aber
es gibt solche für Superbikes, die ja weit mehr Leistung und Gewicht haben als unsere Möhre. So einen haben wir uns
beschafft, einen Fehling LN 44.
Schon der erste Vergleich (siehe Foto) macht klar, dass das etwas bringen kann. Wir berichten hier von Umbau und (wörtlich) Erfahrungen.
Abschnitte dieser Seite:
Ende März 2017 gab es ein Wochenende mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen. Das war gut so, denn so ein Umbau ist nicht an einem Tag
erledigt - im Gegenteil, das war sogar knapp. Alleine am Samstag gingen schon fünf Stunden drauf.
Zunächst klappte alles prima. Die alten Lenkerteile gingen noch halbwegs passabel aus den Hülsen, auch der Abbau von Gummis,
Armaturen und Schaltern tat's gut. Die Hauptarbeit liegt eher darin, dass vier
Bowdenzüge neu angefertigt werden müssen und alle Kabel der
Schalter (Umschaltung Licht, Hupe, Blinker, Lichthupe, Bremslichtschalter).
Der Griffgummi links will nicht richtig 'runter? Bevor ihr euch die Hände aufreibt: Das klappt ganz gut mit erst einem und dann
zwei Gabelschlüsseln mit SW 22 mm als Hebel
gegen die Kupplungsarmatur.
Links war auch das Meiste schnell erledigt - Griffarmatur aufsetzen, Gummi mit Fett aufschieben, verlängertes Kabel für den
Ochsenaugen–Blinker und Anbringung desselben (noch ohne Anschluss), Armatur befestigen
und neuer Kupplungszug.
Rechts wurde es dann doof. An der Zugstütze für den Gaszug und am Lenker musste noch ziemlich viel gefeilt werden, bis das passte,
und beim Anfertigen der neuen Züge für Luftschieber und Gas habe ich zwischendrin die Muster verwechselt. Folge: Gas zu lang,
Schieber zu kurz. Mäh. Das habe ich dann auf den Sonntag verschoben, denn da wurde es doch schon etwas „schattig”.
Das mit Gas– und Luftzug klappte am Sonntag prima, dito mit dem Bremszug, der auch gleich schöner verlegt wurde. Aber bei dem Elektrokram war echt
der Wurm drin - das zog sich mit Pleiten, Pech und Pannen bis kurz vor acht Uhr abends. Dann ging zwar fast alles, aber es blieben noch reichlich
Restbaustellen. Highlights: Ein geschmolzener Kontakt am Abblendschalter,
das selbst gelötete Gehäuse des Kombischalters mit Blinker gebrochen, ein Kurzschluss bei der Lichthupe.
Immerhin, der Rest lässt sich flicken, und jetzt ist alles auch viel ordentlicher verlegt als vorher und mit viel besseren Kabeln.
Fazit: Das war zwar viel Arbeit, hat sich jedoch gelohnt. Das Gespann fährt und lenkt sich mit dem neuen Lenker viel
besser als vorher. Die restlichen Probleme sind lösbar.
Leider ergab sich schnell noch ein zusätzliches Problem. Die Victoria vibrierte schon mit den kurzen Lenkerenden recht stark,
was bei „längeren” Strecken zu tauben und kribbelnden Fingern führt. Mit dem breiteren Lenker wurde das jedoch richtig
unangenehm, schon bei den wenigen Kilometern zur Arbeit und zurück.
Leider ist da mit den bekannten Lenkergewichten nichts zu machen (Schlitzgasgriff rechts und Ochsenauge links). Und mit den typischen
Lösungen wie „Füllung mit Vogelsand oder Bleikugeln” ist es auch nicht so einfach. Sand scheidet wegen der Bohrungen für das
Blinkerkabel und den Gaszug aus, und die Bleikugeln dürfen den Gaszugschlitten nicht blockieren. Und was ist, wenn Zug oder Kabel
'mal 'rausmüssen?
Kurz, da musste noch eine Individuallösung her. Loses Material mit unterschiedlichen Korngrößen soll besser sein als massive Teile (was
physikalisch einleuchtet). Diesen Tipp habe ich aus dem AIA–Forum.
Wir haben uns für vernickelte Bleikügelchen mit 2 mm Durchmesser entschieden. Eine kurze
Berechnung ergab, dass gut 1,5 kg davon in die Lenkerhälften passen würden. Am Ende wurde
es etwas mehr, allerdings links mehr und rechts wegen des Gasschlittens weniger.
Links klappte die Einfüllaktion problemlos, rechts wurde das schon wegen der Stütze für die Gaszughülle etwas kniffliger, klappte
aber auch. Leider stellte sich bald heraus, dass sich die Kügelchen doch an der Stütze vorbeimogeln können, und ich musste sie mehrfach
auf dem Schlittenbereich entfernen. Da muss ich mir noch 'was einfallen lassen.