In den 1950er und 1960er Jahren war es noch gang und gäbe, bei Motorrädern mit Handzeichen anzugeben, dass gleich abgebogen wird. Noch
1978 musste ich bei der Fahrprüfung bis zum Abwinken Achten mit Handzeichen vorfahren, während Fahrlehrer und Prüfer schwätzten.
Bei modernen Motorrädern wäre das undenkbar und ist heute auch gar nicht mehr gestattet, oder anders herum: Da sind Blinker Pflicht.
Bei Motorrädern und ganz besonders bei Motorradgespannen ist es auch keine gute Idee und oft auch gar nicht gut möglich, die
Hände vom Lenker zu nehmen (was bei selbst rückstellendem Gasgriff auch nicht wirklich Freude macht). Für uns war's also klar:
Schon das alte Gespann von 1988 hatte Blinker, und das neue sollte sie erst recht bekommen.
Wir beschreiben hier Anbau, Vorschriften, die elektrischen Anschlüsse und alles, was sonst zum Thema noch interessant sein könnte.
Abschnitte dieser Seite:
Wie alle außen am Kraftfahrzeug angebrachten Leuchten brauchen auch die Blinker ein Prüfzeichen. Besonders bei den „Ochsenaugen”,
also den Lenkerblinkern wie bei uns links, gibt es haufenweise Billigangebote ohne - Finger weg, denn das mögen die Ingenieure
vom TÜV eher nicht!
Wer bei einem Gespann mit wahlweisem Beiwagenbetrieb zwei Ochsenaugen an die Lenkerenden baut, muss das rechte beim Betrieb mit
Boot verdecken. Grund: Sichtbare Leuchten müssen betriebsfähig und im Betrieb sein - und der Blinker darf beim Beiwagen links nicht so weit innen
liegen.
Die zulässige Blinkfrequenz ist recht variabel. Sie soll um die 90 Signale je Minute liegen (± 30), also zwischen 1 und 2 Hz.
Konventionelle Blinker sollten mit Glühlampen 18 bis 21 Watt bestückt sein.
Der §54 der Straßenverkehrs– und Zulassungsordnung (StVZO) sagt im Absatz 2: „Sind Fahrtrichtungsanzeiger nicht im Blickfeld des
Führers angebracht, so muss ihre Wirksamkeit dem Führer sinnfällig angezeigt werden; dies gilt nicht für Fahrtrichtungsanzeiger an Krafträdern […]
".
Das ist nun aber bei einem Gespann kein guter Plan und beim Solomotorrad auch eher nicht. Erstens fällt der Blick nicht so leicht auf den
rechts vom Fahrer liegenden Beiwagen–Blinker, zweitens vergessen wir alle oft, den Blinker wieder auszuschalten. Kontrollleuchten und/oder
ein Blinker–Piepser sind also eine gute Sache im Hinblick auf die Sicherheit.
Während Ochsenaugen–Blinker auch von der Seite gut zu sehen sind - unsere Seitenwagen–Leuchte ist es nicht so sehr (siehe zweites Foto des Abschnitts).
Da schadet ein zusätzlicher Seitenblinker nicht.
Frühere, „mechanische” Relais arbeiteten mit einem Bimetallschalter. Dessen Wirkung war von der Last abhängig.
Viele kennen von früher noch den „hektischen” Blinker an Autos, wenn die Glühlampe hinten oder vorne durchgebrannt war.
Das ist zum Glück (fast) Geschichte. Die modernen Ausführungen setzen auf Elektronik - mit gleichbleibender Frequenz. Mehr als
etwa 15,- € müssen da meist nicht investiert werden.
Die meisten Relais haben drei Anschlüsse: Masse (31 oder „E”), Zündungsplus (15 zu 49 oder „B”) und den Ausgang
Richtung Blinkerschalter (49a oder „L”).
Die Schaltpläne zeigen den Anschluss eines dreipoligen Blinkrelais' in zwei Varianten:
oben mit einer gemeinsamen Kontrollleuchte, die über Dioden zur Entkopplung mit den Blinkersträngen verbunden ist. Als Dioden
tun es 1 Ampère–Typen, zum Beispiel 1N4001. Die untere Version (unsere) hat getrennte Leuchtdioden (LED). Je nach Typ
tun es etwa 560 Ω als Vorwiderstand (Rv).
Blinkerpiepser (siehe nächster Abschnitt) werden meist auch so angeschlossen wie die Kontrollampe beim ersten Schaltplan.
Wer noch ein altes Relais hat, das ihm zu schnell taktet: Da kann einfach zur Erhöhung der Last eine weitere
Glühlampe wie im Schaltplan oben eingesetzt werden.
Machen wir uns nichts vor: Besonders bei Helligkeit und gar Sonnenschein ist auch von hellen LED wenig zu sehen
und ebensowenig (aus Fahrerperspektive) von den Blinkern selbst. Vergessene Blinker sind aber auch doof. Wer nicht sieht,
soll hören, und dafür gibt es Blinkerpiepser (auch für 6 Volt). Die einfachsten Typen haben zwei Anschlüsse und werden einfach parallel
zu Ein- und Ausgang des Blinkrelais' angeschlossen. Alternativ dazu tut es ein Anschluss wie bei dem oberen
Schaltbild des letzten Abschnitts für die Kontrollleuchte, also mit zwei Dioden zur Entkopplung. Das sollten dann bevorzugt
Schottky–Dioden sein, damit der Spannungsabfall kleiner ist als bei Standarddioden (0,3 statt 0,6 V).
Alte Piepser arbeiten wie eine kleine Hupe und sind teils lauter als heutige Piezo–Buzzer. Wir haben
so ein Teil gebraucht, aber unbenutzt gekauft. Wie sich zeigte, ist es recht laut (und hochfrequent) und braucht doch nur
130 mA Strom. Es ist in Gummi gelagert (Durchmesser 46 mm).
Der Piepser sollte so angebracht werden, dass er einigermaßen vor Regen und Schnee geschützt, aber dennoch gut hörbar ist.
Die spannende Frage war bei uns: Würde die kleine Hupe wegen des lauten Motors auch bei Fahrt hörbar sein? Oh ja, das ist sie - und
eher noch zu laut.
Am Motorrad wird das eher selten bis gar nicht gebraucht. Wer jedoch unbedingt einen Warnblinker haben möchte und ein
Last–unabhängiges Blinkrelais hat: Da tut's ein Kippschalter mit einer roten LED im Kipphebel,
der über wieder zwei Dioden beide Blinker zuschaltet. Da dann der gesamte Strom der Blinkerleuchten durchfließt, sollten das Typen
für 5 Ampère sein (Beispiel: SB550).
Inzwischen haben wir den Piepser im Einsatz getestet. Ja, er ist noch zu laut, und ja, er ist super–nervig.
Das hat jedoch auch einen deutlichen Vorteil.
Während ich mich vorher nämlich stets darauf konzentrieren und daran erinnern musste, dass ich den Blinker eingeschaltet hatte (und auch
ab und an auf die nicht so gut sichtbaren Kontrollleuchten geschaut habe), ist das nun Geschichte. Will sagen, der Blick bleibt auf der
Straße, und die Bereitschaft zu blinken ist deutlich höher (auch auf die Gefahr hin, Anwohner in der Stadt zu nerven wie die lauten
Müllfahrzeuge).
Gegen die Lautstärke ist genug elektrisches Kraut gewachsen (Widerstände, Dioden, Frequenzänderung) - das sollte kein Problem sein.
Fazit: Es war eine gute Idee, so ein Teil zu verbauen.