Beginn des Inhalts.

Das Jubiläumstreffen der Victoria–IG 2013

Die Verführer

2013 wurde die vom Verfasser gegründete Interessengemeinschaft 25 Jahre alt. Mit der hatte ich keinen Kontakt mehr gehabt, seit mein altes Gespann 1993 mit kapitalem Motorschaden auf Sardinien verreckt war.

Nun hat jedoch Edgar Köhnke, der Vorsitzende, ein Elefantengedächtnis, und so wurden Vater und Tochter in eine böse Falle gelockt. Wir müssten unbedingt an diesem Treffen teilnehmen.

Na schön, warum nicht! Mangels Motorrad beschafften wir uns ein Bahn­ticket, besprachen die Details und fuhren zum Bodensee nach Singen, wo wir freundlicher Weise abgeholt wurden. Helme hatten wir uns besorgt.

Oha! Das war dann doch beeindruckend - so viele Teilnehmer im Apfelgarten. Wir waren noch nicht richtig angekommen, da folgte der erste Streich. Bis heute vermute ich eine konspirative Attacke …

Abschnitte dieser Seite:

 

20 Jahre später - wieder auf einem Gespann

Kaum saß ich beim ersten Bier, setzte sich Klaus Riedesser zu uns. Ob ich morgen bei der Ausfahrt sein Gespann fahren wolle? Er habe genug Kilometer bei der Anreise abgespult und wolle nicht teilnehmen.

Da war ich nun doch platt. Zum einen hatte ich 20 Jahre kein Gespann mehr gefahren, zum anderen ist das natürlich eine echte Vertrauens­sache. Andererseits war das natürlich ein verlockendes Angebot.

Meine Einwände wischte Klaus beiseite: „Du probierst das nachher einfach 'mal.”. Gesagt, getan. Nach einer Zigarette ging's in den Apfelgarten. Das KR26–Motorradgespann mit dem konventionellen Steib LS200 ist eine schöne, unrestaurierte Maschine. Die Anlassprozedur klappte fast auf Anhieb und weckte tief schlummernde Erinnerungen. Nach zwei Runden durch den Garten war ich zwar immer noch unsicher, aber doch schon zuversichtlicher.

Am nächsten Tag war's mir dann doch wieder ein bisschen mulmig. Irgendwie war ich doch noch an die brettharte Straßenlage meines alten Gespanns gewöhnt und an solchen „Luxus” wie eine Seitenwagenbremse, einen guten Lenkungsdämpfer und zwei Diagonalstreben. Also ließ ich es mehr als gemütlich angehen. Strafverschärfend kam noch hinzu, dass Klaus' Gespann - da er solo fährt - ein 18er Ritzel hat. Bergauf war da mit der Tochter im Boot nicht viel zu holen.

Schon bald überholte bei der Ausfahrt der entnervte „Lumpensammler” mich und andere „Schnecken”, was zur Folge hatte, dass alle Strecken­posten und Beschilderungen bei unserer Ankunft verschwunden waren und nicht nur wir uns kolossal verfuhren. Zum Treffen am Traktormuseum schafften wir's dann doch. Mit buchstäblich dem letzten Tropfen Sprit im Tank fanden wir auch eine Tankstelle und dann den Rückweg.

 

Der Abend, die Ehrung und der „sanfte” Zwang

Abends fand das übliche gesellige Beisammensein mit der Ansprache des Vorsitzenden und den Prämierungen statt.

Irgendwie hatte ich's schon befürchtet (Symbol: zwinkern) - ich wurde auch auf die Bühne gebeten und sollte aus der Anfangszeit und von der Gründung erzählen. Eher überraschend wurde mir dafür ein Ehrenpreis vom deutschen Veteranen–Fahrzeug–Verband (VFV) samt Pokal verliehen.

So weit, so gut. Dann wurde langsam die Katze wurde aus dem Sack gelassen. Zuvor schwärmten Alt–Mitglieder noch von dem alten Gespann („Da konnte man immer die Hände von Lenker nehmen und das Teil fuhr geradeaus weiter.”) und von der Anfangszeit der Gemeinschaft.

Ganz harmlos wurde die Frage in den Raum geworfen, ob es nicht eine gute Idee sei, eine Replika davon zu bauen. Und wie schön es doch wäre, wenn wir 2014 wieder mit einer eigenen Kiste aufschlagen könnten. Und überhaupt, das ganze know–how. Sanfter moralischer Druck wurde aufgebaut und mit zunehmender Geselligkeit verstärkt. Ich seufzte.

Leider, leider hatte nicht nur ich Blut geleckt. Nachdem wir am Sonntag mit Motorrädern zurück nach Singen gebracht worden waren (danke!) und im Zug saßen, war ich sehr nachdenklich. Der Tochter ging's ähnlich.

Schließlich sah sie mich an und meinte entschlossen: „Wir ziehen das durch”. Alle Warnungen (Kosten, Aufwand, Zeit) halfen nichts - der Entschluss stand fest. Im September 2013 begannen wir mit der Planung und Beschaffung der Teile.

 

Weitere Bilder vom Treffen

Beim Anblick dieser Fotos kann es einem Freund alter Motorräder schon warm um's Herz werden. Ganz unser Ding ist keins davon - wir stehen eher auf Alltagstauglichkeit, thermische Belastbarkeit und gescheite Bremsen - original ist nicht so wichtig. Schön sind sie trotzdem.

Eine unverbaute Victoria V35 „Bergmeister”.
[ ± ]. Glatt, aber technisch nur teils gut - die V35 „Bergmeister”.
Ein Vorkriegsgespann mit einer Victoria KR6 als Zugmaschine (Längsboxer).
[ ± ]. Gespann der Vorkriegszeit: eine Victoria KR6.
Victoria KR35 „Pionier”, Vorkriegsausführung mit Trapezgabel.
[ ± ]. KR35 „Pionier”, Sportausführung mit Trapezgabel (Vorkrieg).
Victoria KR6 „Bergmeister”, Baujahr 1932, ein Längsboxer.
[ ± ]. KR6 „Bergmeister”, ein Längsboxer, Baujahr 1932.
 
 
Ende der Seite.