Ja, ich weiß! Bei Ausfahrten sollte es hübsch manierlich zugehen, keine Rennen bitte, damit alle hinterherkommen. Das lief hier
ein bisschen anders.
Volker wollte schon lange einmal eine Runde mit unserem umgebauten KR26–Gespann drehen. Also gab ich ihm die Kiste samt
meiner Tochter am Samstag für die Ausfahrt. Ich kann ihn ja verstehen. Er ist vorher noch nie länger ein Gespann mit drei Bremsen
gefahren und mit einem so stabilen Fahrwerk. Also hat er die Kiste trotz kleiner Pannen zwischendurch stets am Limit gefahren (soweit
das ging).
Während ich dies schreibe, sind noch lange nicht alle Vibrationsschäden geflickt. Was ich jedoch gehört und per Video auch
gesehen habe - die beiden haben eine sehr beachtliche Leistung hingelegt, und die Auspufftöpfe sind jetzt innen wohl so
sauber, dass man davon essen könnte.
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Es gab zwei Touren: eine kürzere für Motorräder mit geringer Leistung (Start eine Viertelstunde früher) und eine für die „echten Männer”.
Volker reihte sich ziemlich am Anfang des zweiten Startfelds ein. Meine Herren, war das ein Qualm! Anscheinend fahren da doch noch einige
1:25–Gemisch, was eher unnötig ist.
Ich war recht zuversichtlich, dass die beiden unsere Kiste auch wieder auf eigener Achse heimbringen würden. Schließlich hatten sie alles, was
es in der Not braucht, dabei. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, wie Volker die Victoria über die gut
80 km fahren würde.
Kurz, es vibierte ihm ständig den Zünddrücker 'raus. Also banden sie den mit Chiaras Schal fest. Das half wohl noch nicht so richtig, und
schließlich brach der Eigenbau–Drücker ab. Also klemmte Volker bei jedem Stopp den Minuspol der Batterie ab. Dass sich acht Zentimeter
weiter ein Hauptsicherungshalter mit Bajonett–Verschluss am Pluspol befindet, entging seiner Aufmerksamkeit
(Symbol: zwinkern).
Achim blieb bei den beiden, und trotz der ersten Schrauberpause holten sie das Feld wieder ein und setzten sich später an dessen Spitze.
Trotz übelstem Geklapper im Brennraum kam das immerhin 61 Jahre alte Gespann mit dem Schenkeldruck des Reiters wohl gut klar. Kurz, es
fuhr von Kilometer zu Kilometer besser und freier.
Nach und nach fuhr sich der Motor frei, und irgendwann meinte Volker zu Chiara, dass die Kiste mit jedem Kilometer besser fahre.
Die Strecke muss sehr schön und auch halbwegs anspruchsvoll gewesen sein, typisch für die Gegend am Rhein mit Steigungen und Gefällen von 12% und mehr.
Langsam wurde Volker ungeduldig. Er merkte, dass da noch mehr drin sei, aber die Piloten fuhren nicht so schnell, wie er sich das vorstellte.
Also überholte er bei einer günstigen Gelegenheit erst eine Bergmeister und dann einen Japaner. Das war aber immer noch nicht das Wahre.
Nachdem ein letzter Überholversuch wegen Gegenverkehr gescheitert war, war er so in Stimmung, dass er stracks an einer Abzweigung vorbei
fuhr und eine abweichende Route nach Miehlen zurück nahm. Da konnte er die Kiste nach Gutdünken laufen lassen.
Zurück kamen sie an Position Nummer 4. Wow! Unser Tacho ist nur bedingt verlässlich, aber wir haben Vergleichspunkte.
Wenn die halbwegs stimmen, sind die beiden im zweiten Gang bis zu 60 km/h schnell gefahren und haben
in der Ebene mit einem 16er Ritzel am kleinen Kettenrad die
100 km/h–Marke geknackt.
Der abgebrochene Zünddrücker musste nach der Rückkehr natürlich 'raus. Edgar hatte noch Ersatz dabei, einen flachen
„Portemonnaie”–Schlüssel. Diese Bastelarbeit war jedoch nicht so schnell möglich. Auch eine Viertelstunde
nach der Rückkehr der beiden glühte selbst der Gangschalthebel noch so, dass Verbrennungen zu befürchten waren.
Die Antwort haben wir hier auf der Website ja schon gegeben. Das ist alles kein Hexenwerk. Eine saubere
Anpassung am Motor, etwa 25 kg weniger Gewicht als ein normales KR26–Gespann, ein
erfahrener Fahrer, drei Bremsen, Iridium–Kerze - fertig ist die Laube, und das ohne
Tuning–Experimente.
Den beiden muss die Fahrt trotz der Pannen Höllenspaß gemacht haben. Volker hat meine Tochter vier Mal in die Luft gehoben.
Nach der Rückkehr meinte sie lapidar zu mir: „Papa, Du brauchst Fahrtraining.
”.
Die beiden haben seitdem mit unserem Gespann etliche hundert Kilometer zusammen abgespult.
Wie auch immer, Volker hat einen Teil seiner Sicherheit und Erfahrung am Sattel liegen lassen, und auf der Heimreise war mein
„Kopfkino” so gut wie weg, und es ging wieder zur Sache wie anno 1993, und das auch bergab.
Hier muss es wohl genauer heißen, „Video or it didn't happen!”.
Meine Tochter hat den richtigen Riecher. Im entscheidenden Moment zückte sie ihr Smartphone und
drehte mit erstaunlich ruhiger Hand (angesichts des Geschüttels) ein Video.
Das kurze Filmchen zeigt, wie Volker bei günstiger Gelegenheit den Piloten Nummer 3 mit einer Bergmeister ausbrunzt und sofort
auch den Japaner an Position 2. Wie gesagt, beim letzten Streckenfahrer war nichts mehr zu machen, aber immerhin!
Das Geklapper des Kolbens ist natürlich gruselig. Ich gelobe neue Kolbenringe! Nicht–Kenner werden jedoch erstaunt sein, was für einen
tiefen Klang der kleine Zweitakter hat.
Das Video findet ihr bei YouTube: youtu.be/ukiJFF35ggw.