Wie schon andernorts ausgeführt, werkeln die Lichtmaschine und der Regler des Victoria–Gespanns am Limit.
Gerade in der dunklen Jahreszeit und bei vorwiegend Kurzstreckenfahrten besteht eine gewisse Gefahr, dass sich die Batterie zunehmend entleert.
Da liegt es nahe, auf stromsparende Hochleistungs–Leuchtdioden zurückzugreifen. Das ist jedoch nicht ganz ohne. Zwar lassen sich damit
etliche Watt einsparen, aber ganz ohne Contra ist der Umbau nicht.
Hier gehen wir näher auf Vor– und Nachteile ein.
Abschnitte dieser Seite:
Siehe auch: Leuchtdioden, Reflektore und Scheinwerfer–Einsätze
LED–Soffitten für 6 Volt Betriebsspannung sind inzwischen leicht und günstig zu haben. Wegen der Gefahr des Verdrehens
sollten im Rücklicht und der Positionsleuchte des Beiwagens nur Rundum–Versionen wie die hier abgebildeten oder zumindest beidseitig
bestückte Leuchtmittel verwendet werden.
Der Stromverbrauch ist wesentlich geringer als bei konventionellen Glühlampen mit (wie hier zuvor) 10 Watt - er dürfte bei höherer
Helligkeit eher im Bereich um 1 Watt liegen. Gemessen haben wir 0,5 Watt bei 6,0 Volt. Selbst bei 1 Watt werden 18 Watt (3 Ampère) gespart -
und das ist (wegen Dauerbetrieb) eine Menge. Außerdem brennen die Lampen nicht durch. Einzelnen Berichten zufolge war ein Austausch erst
nach mehr als 70.000 km nötig.
Ein verpolter Einbau macht nichts. Die Soffitte wird einfach gewendet und tut's dann. Schaden nimmt sie dabei nicht. Tipp:
die bedruckte Kontaktseite ist Plus.
Etwas kritischer wird's schon bei der Helligkeit und Farbe. Gelbe LED sehen eher aus wie Glühlampen, könnten aber zu schwach
leuchten. Weiße leuchten hell genug, verfälschen jedoch leicht die Farbtemperatur der „Gläser”. Nach vorne hin am Seitenwagen ist das egal und
eher gut, aber hinten wirken die Rückleuchten etwas zu orangefarben.
[ ± ].
Noch mal der Vergleich
(LED links, Glühlampe rechts).
Leuchten für Kraftfahrzeuge brauchen eine Kennzeichnung mit einer Prüfnummer. Die wird jedoch nicht nur für die Leuchte selbst,
sondern für die Kombination aus Lampe und Leuchtmittel erteilt. Ob die konventionelle Sofitte im Rücklicht 5 oder 10 Watt aufnimmt,
ist egal, aber 21 Watt oder die entsprechende Helligkeit in Lumen sind ebenso wenig okay wie eine allzu deutliche Änderung der Farbtemperatur.
Genau diese Änderung der Temperatur (hier noch tolerabel) ist auf dem Foto zu erkennen. Die Rückleuchte (links) wirkt nicht mehr ganz so rot
wie das Seitenwagenlicht (rechts). Diesem Problem lässt sich mit einem Vorwiderstand von etwa 82 Ω beikommen, dann passt das wieder
(siehe auch nächster Abschnitt).
Wichtig ist, dass sich die Blinker und das Bremslicht noch hinreichend abheben. Das war bei unseren Versuchen eher gegeben, während
der Prüfer beim letzten TÜV–Termin genau diesen Punkt bei konventionellen Lampen bemängelte.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Polizist eine Lampe aufschraubt oder -schrauben lässt, um das Leuchtmittel zu prüfen, ist eher klein.
Kritischer könnte es beim TÜV werden. Vernünftige Prüfer werden jedoch vielleicht gerade bei einem Veteranen–Motorrad
zwischen Sichtbarkeit (Sicherheit) und genauer Auslegung der Paragraphen abwägen. Es schadet sicher nichts, für den Fall der Fälle konventionelle
Glühlampen und einen Schraubendreher für den schnellen Rückbau dabei zu haben (Symbol: zwinkern).
Es komme bitte keiner auf die Idee, den Anschlussdraht so eines Widerstands in Rücklichtern direkt in die Anschluss- oder eine
Lüsterklemme zu schrauben. Das ist praktisch eine Garantie dafür, dass der Draht flugs abvibriert. Das Foto zeigt die richtige Lösung.
An die Drähte werden kleine Stücke Litze gelötet, dann werden sie gegenüber liegend auf den Widerstand gebogen.
Ein Stück Schrumpfschlauch sichert dann Draht, Lötstelle und Litze.
Die offenen Enden der Litzen bekommen bei der Montage noch Aderendhülsen.
Bremslichter und Blinker sind weniger problematisch. Klar: Die sind nicht im Dauerbetrieb an. Da besteht also allenfalls die Gefahr,
dass die Lämpchen durchbrennen oder -vibrieren. Deren Aufrüstung ist daher nicht ganz so wichtig.
Weit mehr hat uns interessiert, wie der Umbau bei Dunkelheit wirkt.
Dass die Lampen von hinten hier zu hell wirken, ist der Kamera geschuldet. Das menschliche Auge nimmt die Gläser weit röter wahr.
Dennoch ist gut zu erkennen, dass es hier an Sicherheit nicht fehlt - ein Fahrzeug mit einem so gut ausgeleuchteten Kennzeichen,
guten Rückstrahlern und guten Leuchten steht kaum schlechter da als ein moderner PKW.
Von vorne ist das schon kritischer. Der Unterschied in der Farbtemperatur zwischen LED–Positionsleuchte am Seitenwagen
und dem H4–Licht am Motorrad ist so groß, dass ein entgegen kommender Autofahrer leicht auf ein Motorrad tippen könnte, das
ein Fahrrad überholt.
Eventuell würde hier etwas Abhilfe schaffen, wenn die Standlicht–Glühlampe auch durch eine weiße und helle LED–Version
ersetzt würde oder das Glas vorne gelblich hinterlegt wird - wir werden das bei Gelegenheit untersuchen.
Tagsüber besteht diese Gefahr wegen der Tagfahrleuchten
nicht. Da verwirrt den Autofahrer dann eher, dass der Gespannfahrer mit drei Leuchten entgegenkommt (zweimal TFL und
einmal Positionslicht am Seitenwagen).
Zwar ist die aktuelle Beleuchtung des Gespanns völlig legitim. Es ist jedoch verständlich, dass sie von hinten sowohl
TÜV–Prüfer wie auch nachfolgende Autofahrer verwirrt. Die Gläser für Blinker (Seitenwagen) und Bremse (Motorrad)
haben dieselbe Farbe, ein zweites Bremslicht gibt's noch nicht, die rückwärtigen Leuchten sind unterschiedlich hoch.
Da ist prinzipiell leicht Abhilfe zu schaffen, indem eine zweite Leuchte am Beiwagen angebracht wird (Rücklicht und Bremse), und zwar
auf gleicher Höhe wie die Heckleuchte des Motorrads (siehe Fotomontage). Das rote Glas hinten an der oberen Leuchte muss dann
geschwärzt werden. Das Vorhaben wurde im Oktober 2018 umgesetzt: die zweite Leuchte am Beiwagen.
Leider ist es spätestens damit Schluss mit lustig, was die Leistung der Lichtmaschine angeht, wenn konventionelle Glühlampen
verwendet werden. Schon drei Rück– und Positionsleuchten brauchen 30 Watt, das Abblendlicht mit 35 Watt, das Standlicht
(4 Watt) und die Zündung (etwa 20 Watt) überfordern die Lichtmaschine. Mit LED geht das.
Die entscheidende Frage, wie so oft: Was ist wichtiger? Eindeutigkeit und Sicherheit oder die Einhaltung der (eher unsinnigen)
gesetzlichen Regelung? Um es extrem auszudrücken: Das Gespann bräuchte weder Bremslicht(er), noch überhaupt ein Positionslicht
am Seitenwagen, und eine 3 Watt–Funzel im Rücklicht täte es offiziell auch. Will das jemand?
Hier ist nur zu hoffen, dass verständige Prüfer ein Auge zudrücken und mehr Gewicht auf Sicherheit als Paragrafen legen.