Genau ein Jahr nach dem ersten Mal fiel uns im April 2017 auf, dass schon wieder 'was mit den neuen Kurbelwellendichtringen faul war.
Der Motor viertaktete, qualmte nach dem Start eine Weile, kam nicht mehr in die Drehzahlen und wurde wieder lauter. Das verschlechterte
sich zusehends bis Juli, dann war Schicht. Wie sich zeigte, stand da schon amtlich Getriebeöl im Kurbelwellenraum.
Das war natürlich hochgradig ätzend - erneut Motor ausbauen und zerlegen … Diesmal sollte jedoch eine bessere Lösung her,
und die hatte schon damals Uli vorgeschlagen, der Cartoonist der Victoria–IG:
„Sandwich–Dichtringe”.
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Die Wellendichtringe bei Zweitaktmotoren sind von Natur aus ein Problem. Im Kurbelwellenraum wechseln sich Unter– und Überdruck ab,
von außen will das Getriebeöl 'rein. Nun kann jedoch ein „Simmering” nur in einer Richtung verbaut werden und hat auch nur eine Dichtlippe.
Uli wusste, was hier zu tun ist. In der Breite sind je 10 mm Platz. Nun gibt es jedoch
Dichtringe mit eingegossenen Metallhülsen und 6 mm Breite, bei denen sich leicht mit
einem scharfen Messer außen knapp ein Millimeter abtrennen lässt (25 × 47 × 6 mm). Zwei
davon lassen sich also gespiegelt einbauen (offene Seiten zueinander) und bieten daher Abdichtung auf Druck und Zug sowie
zwei statt einer Dichtlippe.
Das klingt prima, und das wollten wir auch versuchen - schließlich versicherte Uli, dass das bei ihm schon lange hält,
während ihm die anderen Dichtringe auch schon (und viel früher als bei uns) verreckt seien. Also wurden solche Ringe geordert
und der Motor Ende Juli / Anfang August mit verhaltenen Verwünschungen erneut ausgebaut.
Mich wundert nach wie vor, wie neue Dichtringe in so kurzer Zeit so extrem undicht werden können, schließlich haben sie unter
harten Bedingungen die Reise nach Elba und mehr überlebt. Dass das Öl an den mittleren Motordichtflächen eintritt, war sehr
unwahrscheinlich und auch wirklich nicht so. Die Tochter äußerte schon zartfühlende Kritik:
„So 'ne Aktion jedes Jahr ist eher nicht so dolle.
”.
Ganz ohne Kompromisse ging das nicht ab. Ein Paar der „verdünnten” Wellendichtringe brachte es immer noch auf
10,4 mm. Rechts (Lima–Seite) passte das prima, links merkwürdiger Weise nicht -
da fehlten plötzlich 2 mm Tiefe. Da ich die Buchse 9 (siehe Großbild) nicht abdrehen
wollte, entfernte ich den inneren Seegerring 10. Da Hülse und Rollenlager 8 amtlich fest sitzen, sollte das bei der
Ausdistanzierung der Kurbelwelle kein Problem sein (wobei es dann neue Passscheiben braucht).
Im AIA–Forum bekam ich den Tipp, die Wellendichtring–Sandwiches mit Fett zu füllen und die
Dichtlippen vor der Montage amtlich zu ölen (letzteres hatte ich auch schon in der letzten Runde gemacht). Die gefrorenen
„Simmeringe” passten auch problemlos in die Motorschalen.
Die Tafel aus den Ersatzteillisten der Victoria KR26 und KR26 N zeigt den Aufbau im
Detail, vor allem in der Großbild–Ansicht.
Der Umbau als solcher klappte ohne größere Probleme. Ob das besser hält, muss sich erst noch weisen. Leider verkokten bei dem
Schaden der oberste Kolbenring und dessen Nut so, dass der Ring sich verklebte und beim Auslass ein größeres Stück des obersten
Trennstegs am Kolben ausbrach. Das war mehr als ärgerlich - wir mussten einen neuen Kolben
anfertigen lassen - ein nicht ganz billiger Spaß.