Diese Zylinder - besonders der stärker verrippte der KR 26 - sind eine gute und solide Konstruktion. Die Gussteile
bringen satte 7 kg auf die Waage und sind ein deutlicher Fortschritt gegenüber denen der
KR25 mit angeschraubtem Vergaserstutzen.
Das schützt trotzdem nicht vor thermischen Engpässen, so beispielsweise auf dem Gotthardpass, wo es nur wenig Sauerstoff gibt
und die angeblich maximalen 8% Steigung eher auch einmal 12% und mehr sind. Uns ist jedenfalls bei jeder Fahrt außer
2016 (seltsamer Weise nur von Norden kommend) der Kolben festgegangen.
Kein Thema: Eine Viertelstunde warten und die Landschaft genießen, und weiter geht's. Hauptsache, der Kolben ist nicht von
GPM aus Italien, sondern von Nüral, Mahle oder KS.
Hier zeigen wir den Zylinder, seine Schwächen und die Abhilfe dafür.
Abschnitte dieser Seite:
Fangen wir gleich mit dem größten Übel an. Das ist der Übergang vom Motorgehäuse zu den Überströmkanälen. Wo allenfalls ein ganz schmaler
Keil sein dürfte, sind es links gut 5 und rechts über 3 mm plane Fläche, auf welche die Frischgase
beim Austritt aus dem Kurbelwellengehäuse prallen. Na danke!
Alleine durch Behebung dieses Mangels lässt sich einiges an Leistung finden, die sonst sinnlos verblasen wird. Das Material ist nicht so
hart, dass es nicht mit guten Feilen bearbeitet werden könnte. Mehr als allerhöchstens 2 mm Steg
sollten da nicht stehen bleiben. Außerdem passen die Form am Motorgehäuse und Zylinder oft nicht zusammen - da gibt es weitere
Abweichungen bis zu 2 mm. Noch ein Fehler: Außendurchmesser und Bohrung am Vergaserflansch
sind zuweilen nicht zentriert (mit Abweichungen bis zu einem halben Millimeter!).
Prima ist hingegen die Fase unten am Zylinderhemd, denn die erspart uns die Kolbenring–Spannzangen. Es ist wirklich leicht, den Zylinder
sauber aufzusetzen.
Die Form der Ein– und Auslasskanäle sowie der Überströmkanäle oben ist genauer auf der Seite zu Thema
Steuerdiagramm und Zylinderabwicklung zu sehen.
Die Einlass– und Überströmkanäle zu glätten (was manchmal, aber nicht immer nötig ist), kann schwierig werden - sie sind nur schlecht überall
zu erreichen. An den zwei Auslasskanälen ist das kein Problem.
Für Kolben mit Übergrößen ist genug „Fleisch” vorhanden - bis zu 69 mm Durchmesser sind drin,
ohne dass das Zylinderhemd unten zu dünn wird.
Leider ist es mit der Anpassung von Zylinder und Motorgehäuse noch nicht getan. Es gibt nämlich noch eine weitere „Schlamperei ab Werk”.
Die Fenster unten an den Kolben von KR25 HM und KR26 sind nämlich deutlich schmaler als die oben
gezeigten Eingänge zu den Überströmkanälen (siehe Foto des Abschnitts).
Wer also Wert auf ein sauberes Strömungsverhalten legt, sollte die Kolbenfenster halbwegs passend aufweiten.
Die Kanten rechts und links dürfen gerne etwas angefast sein, und die horizontale Fläche zumindest glatt gefeilt werden.
Deutlich angefast werden darf da nicht, weil genau an dieser Stelle der Verstärkungsring liegt.
Die Rundung innen darf jedoch ruhig etwas geglättet werden.
Es ist klar, dass die originale Form hier die Strömung behindert.
Victoria traf 1932 so wie viele andere Hersteller von Zweitakt–Motorrädern ein bitteres Los. DKW hatte von
Klöckner–Humboldt–Deutz eine Lizenz für die „Schnürle”–Spülung erworben, und Puch als österreichischer Hersteller war von
dem Patent nicht betroffen.
Victoria, Zündapp und andere mussten jedoch zähneknirschend bei der alten Querspülung bleiben, die erstens rückständig war
und zweitens wirtschaftliche und vernünftige Motorleistungen unmöglich machte. Die Nasenkolben der frühen KR25
zeugen davon. Die Wettbewerbsfähigkeit litt erheblich darunter.
Das Thema war jedoch längst „gegessen”, als die KR26 aus der KR25 HM weiterentwickelt wurde.
Da werkelt die „normale” Umkehrspülung. Das Foto zeigt - von außen - den linken Überströmkanal.
Beim Glätten der Kanäle sollte Maß gehalten werden. Zu glatt ist auch nicht prima, und wenn, dann eher am Ansaugtrakt.
Der Grund: Bei so etwas wie „Haifischhaut” ist das Strömungsverhalten optimal, zu glatt kann auch nachteilig sein.
Wie schon geschrieben, bei Ein– und Auslass geht das auch mit den Fingern gut. Aber selbst der längste und dünnste Finger reicht nicht in voller
Länge in die Überströmkanäle.
Die gute Nachricht ist, dass deren längster Teil nahezu senkrecht verläuft. Da ist also beispielsweise mit Schleifpapier, auf einer
geschlitzten Hülse aufgewickelt, etwas zu machen. Am oberen Ende, das gleich in zwei Richtungen geknickt ist, geht da jedoch nur noch
herzlich wenig, und wenn, dann nur mit verschiedenen Schleifstiften und -scheiben auf einer biegsamen Welle.
Dabei sind am oberen Ende der Überströmkanäle besonders die vordere und untere Schräge ein Problem.
Wolf A. Doernhoeffer gibt uns im Buch „Zweitakt–Praxis für kleine Zweitaktmotoren”, das
als Nachdruck unter anderem bei (Link: fremde Seite)
Amazon zu haben ist, einen weiteren, goldenen Tipp. Die Kanten der Kanäle
auf der Zylinderlaufbahn sollten minimal (etwa 0,1 mm) angefast werden. Das kann
die Gefahr des Bruchs von Kolbenringen verringern.