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Bremsbeläge selbst aufnieten / ersetzen

Irgendwann ist es soweit. Die Bremsbeläge sind abgefahren, verhärtet, gerissen oder anderweitig nicht mehr so prima, also müssen neue her. In der Szene gibt es genug Betriebe, die anbieten, die Bremsklötze neu zu bekleben. Wie mir ein Profi jedoch gesteckt hat, soll das gar nicht so gut sein, weil die Beläge dann kein Restspiel mehr haben. Das ist jedoch durchaus nützlich, damit sie sich geschmeidig anpassen können.

Also heißt es nieten wie anno dunnemals. Das ist nun kein Hexenwerk, und wie beim Einspeichen der Felgen kommt es nur auf das „gewusst wie” an. Genau das wollten oder mussten wir auch 'mal ausprobieren und haben uns bei Fremde Seite Motorrad Stemler Beläge samt Kupfernieten besorgt.

Hier zeigen wir, wie das auch ohne Profi–Werkstatt klappt (Symbol: zwinkern).

Abschnitte dieser Seite:

 

Vorbereitung der Bremsklötze

Bei der Bestandsaufnahme an der Vorderradbremse (schwimmend, Duplex) zeigte sich, dass die Beläge fast bis auf die Niete herunter gefahren waren und es nur rund 2.700 km nach der letzten Reinigung schon wieder jede Menge Abrieb gab. Das ist gut, beweist es doch, dass die Bremse das tut, was sie soll.

Also weg damit! Die originalen Niete sind aus Messing und sitzen so stramm in den Löchern, dass sie leicht ausgebohrt werden können. Drehen sie sich mit, hilft nur noch, die Überstände innen abzuschleifen oder zu –meißeln. In beiden Fällen können die Reste mit einem passenden Durchschlag entfernt werden.

Gruselig: die Fläche unter dem abgenommenen Bremsbelag ist vergammelt.
[ ± ]. Nicht schön!

Was dann auf dem Leichtmetall der Schuhe teils zum Vorschein kommt, ist nicht so prickelnd. Da war beim Beispiel offensichtlich genug Luft, um für Gammel zu sorgen, und der muss weg.

Erstaunt war ich doch, als ich gesehen habe, dass die Träger am Rand teils schwer verformt waren, und dass es teils auch innen Aufwerfungen gab. Die mussten erst einmal weggefeilt und –geschliffen werden. Das dritte Bild des Abschnitts zeigt das Ergebnis - eine saubere und blanke Oberfläche, einen neuen und den alten Belag, bei dem sogar ein Stück weggebrochen war.

Lobenswert ist übrigens die Passgenauigkeit der neuen Beläge - sie ist nahezu perfekt. Zwei Zusatz–Niete sind auch dabei.

 

Der Nietvorgang und „Nietdöpper”

Zunächst habe ich mir einen Nietstempel aus einem Stück Gewindestange M6 angefertigt. Dafür wurde einfach auf dem Schleifbock ein passender Kegel angeschliffen (siehe Foto). Mit diesem Döpper wird der Niet auf einer passenden Unterlage für den Flachkopf zunächst aufgeweitet. In einem zweiten Schritt wird der Kopf dann flach gedengelt.

Wichtig: Beim Aufnieten der Beläge sollte immer in der Mitte begonnen und dann abwechselnd nach außen hin gearbeitet werden. Am besten werden zunächst alle Niete nur geweitet und erst dann flachgeklopft.

Der erste Niet wurde zwar nicht zur Niete, sah aber noch nicht so dolle aus. Übung macht den Meister - schon der zweite Versuch gelang weit besser, und spätestens beim zweiten Belag war das alles schon Routine.

Das fast fertige Ergebnis ist auf dem ersten Bild der Seite zu sehen. Da sind die beiden äußeren Niete rechts noch nicht flachgeschlagen. Gut zu erkennen: Das Aufweiten mit dem Nietstempel hat gut und gleichmäßig geklappt.

Als Hammer habe ich einen Fäustel mit 1 kg Gewicht benutzt.

 

Anpassung und Einbau

Die vordere Bremse hatte ich 1989 mit schon gebrauchten Belägen auf Duplex umgebaut. Nun die bange Frage: War die Arbeit genau gewesen, sprich, würden 4 mm starke Beläge noch in die Trommel passen?

Wie schon befürchtet, taten sie das zunächst nicht. Also wieder 'runter damit von der Bremsplatte, Schleifpapier mit 80er Körnung in den Schwingschleifer eingespannt und ein wenig überschleifen.

Erfreulicher Weise musste da gar nicht viel gearbeitet werden, und die Klötze passten (ohne zu schleifen) in die Trommel. Im nächsten Schritt mussten die Bremsschlüssel angepasst werden - das betraf hier nur den längeren, unteren Hebel. Der kürzere oben konnte bleiben, wie er war (da besteht sonst auch die Gefahr, dass er an die Bremsplatte stößt).

Zum Schluss wurden die Klötze noch einmal ausgebaut, die Beläge geschlitzt, Nocken und Rückholfeder–Enden gefettet und alles zusammen gebaut.

Natürlich brauchen neue Bremsbeläge eine gewisse Einfahrzeit, bis sie wirklich gut greifen. Ein erster Test verlief jedenfalls schon sehr zufriedenstellend - die eher weichen Beläge mit eingestreuten Messing­spänen griffen sofort ordentlich.

Am selben Tag Ende Mai 2016 wurde noch die hintere Bremse überholt und deren Bremsschlüssel besser gesetzt. Die Seitenwagenbremse hatten wir schon einige Zeit vorher überholt. Damit waren die Bremsen für die anstehende Alpen–Überquerung bereit, und da haben sie sich bewährt.

 
 
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