Die originalen Stahlkotflügel der Victoria KR 26 sind schön stabil und schön schwer. Außerdem sind sie in passablem
Zustand kaum zu bekommen, besonders nicht der hintere mit dem Klappteil für den Ausbaus des Hinterrads.
Ähnliches gilt für den geschlossenen Kettenkasten - der wegen unseres Umbaus auf ein Starrheck
ohnehin nicht gepasst hätte.
Daher beschlossen Vater und Tochter, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, nämlich Gewicht, Aufwand und Geld
(Symbol: zwinkern).
Die Stichworte sind Aluminium und „KR 25 S”.
Abschnitte dieser Seite:
In den 1950er Jahren waren die Straßen noch weit staubiger und die Ketten aus weit weniger gutem Material als heute.
Geschlossene Kettenkästen waren daher eine durchaus sinnvolle Maßnahme, um vorzeitigem Verschleiß vorzubeugen. Am alten
Gespann hatte ich einen Eigenbau, den ich aus Alu gedengelt und vernietet hatte. Geschlossene Kästen haben jedoch
auch einen Nachteil: Die Kette kann sich erhitzen.
Wir beschlossen, am Motorrad einen abgespeckten Kettenschutz mit nur einem oberen Teil anzubringen. Klaus Bächer hatte
(danke dafür!) genau das, was wir brauchten: das verranzte und zersägte Oberteil eines originalen Kettenkastens. Der Plan:
das Teil sollte in einen Schutz wie bei den alten Vorkriegs–Victoria umgebaut werden. Das erste Bild zeigt die
Anzeichnung für eine sehr ähnliche Form.
Auf dem zweiten Bild ist zu sehen, dass die Aufgabe recht gut glückte. Allerdings musste das nach dem Schnitt entspannte Blech vorab
noch nachgebogen werden. Die Verwerfungen an den Schnittkanten der Blechschere fielen der Feile zum Opfer.
Vorne stützt sich der Kettenschutz wie gehabt an einer Bohrung rechts am Motorgehäuse ab (siehe drittes Foto). Hinten rechts
ist das Blech hingegen mit einer Abstandshülse am Gepäckträger angebracht.
Durch den Umbau auf das Starrheck hat sich der Radstand ein bisschen vergrößert - so wird trotz
16er Ritzel eine Kette mit 122 statt 120 Rollen benötigt. In Folge geht es hinten
am Kettenrad eher eng zu, jedoch nicht in einem kritischen Bereich.
Optisch unterstreicht das schlanke (und leichte) Teil den nahezu–Bobber–Charakter des Umbaus -
vor allem im Zusammenspiel mit den Alukotflügeln, dem Starrheck und den stehenden Sattelfedern.
Glück muss man haben! Bei unseren Suchen fanden wir auf eBay®
einen Anbieter, der noch genau drei passende Alukotflügel aus ausländischer Fertigung zu einen guten Preis am Lager hatte.
Als die Teile im Haus waren, war auch die Freude groß. Selbst zehn Stück davon wiegen nur den Bruchteil eines Victoria KR26–Kotflügels
aus Stahl!
Wirklich ausgezeichnete Alukotflügel auf Maß um ebenfalls ganz kleines Geld fertigt euch Jens Müller von (Link: fremde Seite) Trophy–Sport. Wir haben uns da 2018 einen neuen Seitenwagen–Kotflügel machen lassen - ganz klasse. Zur Info: Der wiegt trotz kräftiger Seitenfalze nur 351 g!
Für den Einsatz hinten waren die Teile zu kurz, dafür war jedoch vorne ein Stück entbehrlich. Die Kotflügel haben nur eine Seite mit
Bördelkante, also wurde flugs am vorderen Kotflügel an der anderen Seite etwas abgeschnitten und am hinteren mit einem untergelegten Blech aus
1 mm–Aluminium angenietet.
Die zwei Bilder des Abschnitts zeigen, wie das vor sich ging. Die Niete fallen später kaum noch auf, da sie im Bereich hinter
Kettenschutz und Batterie liegen. Bei der Seite zum Starrheck gibt es ein Foto davon.
Wichtig! Alukotflügel dürfen nicht direkt angeschraubt werden. Die Folge wären pfeilschnell Vibrationsrisse.
Alle Befestigungsschrauben brauchen daher Karosserie–Unterlegscheiben und ebenfalls Scheiben aus Gummi an beiden Seiten. Diese
Gummischeiben haben wir (reichlich!) mit einer Nagelschere aus einem alten Schlauch geschnitten. Die nötige Anzeichnung erfolgte
mit einer Beilegscheibe und einem Kugelschreiber.
Das kleine Loch in der Mitte lässt sich am besten schneiden, wenn so eine Scheibe in der Mitte zusammengefaltet wird.
Hinten gibt es da dank Starrheck kein großes Problem. Oder halt, doch, es gibt drei! Erstens muss der bei den KR26–Rahmen
an der Batterie-Grundplatte ein Winkel nachgerüstet werden. Dieses Gussteil ist jedoch, um es vorsichtig zu sagen, gemein hart! Es hat uns
zwei Bohrer gekostet, bis die zwei Löcher mit 5 mm gebohrt und gesenkt waren.
Zweitens sind der Gepäckträger und der Kotflügel so noch seitlich zu labil. Abhilfe schafft eine Querstrebe, wie sie das Bild zeigt.
Das dritte Problem ist das im Original klappbare Teil hinten, das für den Ausbau des Hinterrads gebraucht wird. Hier genügte ein abgesägter
Teil, der diesmal an einem Unterlegblech rechts und links verschraubt wird. Ein Bild im abgenommenen Zustand ist auf den Seiten zum Thema
„Räder zentrieren” und „Gespannreifen” zu sehen.
Kniffliger wurde das beim Vorderrad, vor allem, weil wir die versteifende Gabelbrücke noch nicht haben (Stand: Juni 2015). Auf dem ersten
Bild der Seite ist die nicht besonders elegante Lösung zu sehen. Zwei Schellen aus 2 mm starkem
Alu halten die Streben aus 5 mm–Alu mit 20 mm Breite.
Letztere sind schon sehr schwer in Form zu biegen. Wir behalfen uns mangels gescheitem Schraubstock mit passenden Schlitzen an den
Türen der oben gezeigten Mülltonnen–Container.
Wichtig: Bei der Anbringung des Kennzeichens dürfen bestimmte Höhen und Winkel nicht überschritten werden. Grob zusammengefasst:
Bei unbelastetem Motorrad darf der Winkel nicht mehr als 30° zur Senkrechten betragen, die Höhe über
dem Boden spielt jedoch bei Luft bis 1,5 m ab der Fahrbahnoberkante keine große Rolle. Das Mindestmaß
beträgt 200 mm ab Kennzeichenunterkante. Die Rückstrahler müssen an der Unterkante mindestens
200 mm oberhalb der Straße liegen.
Drama! Die Anbringung des Kotflügels am Boot (einseitig) gestaltete sich als echtes Problem. Leider wurde die Aufgabe völlig falsch angegangen.
Das Seitenwagen hat eine geschobene Schwinge (mit allerdings kurzem Federweg). Der Kotflügel sollte nun dennoch möglichst dicht
an das Rad heran gebaut werden. Statt es gleich richtig zu machen (Anzeichnen der Lage bei angebrachtem und belastetem Seitenwagen),
wurden erste Versuche im Blindflug gemacht. Keine gute Idee! Zahlreiche redundante Löcher im Kotflügel zeugen von unseren Experimenten.
Erst beim fünften oder sechsten Anlauf - samt Umsetzen der Leuchte - passte die Lage
halbwegs. Richtig gut ist das jedoch bis heute (Mai 2015) noch nicht, der Kotflügel ist vorne noch nach innen geneigt.
Der Grund: Kurz vor der Abfahrt nach Bad Dürkheim stellte sich heraus, dass eine Mutter innen vorne am Reifen schleifen konnte.
Wie auch immer: Der Kotflügel war mit zwei 5 mm dicken, diagonalen Streben an der Karosserie
des Seitenwagens befestigt und zusätzlich mit zwei Gewindestangen M6, die durch schräg gefeilte oder gesägte Aluhülsen
auf Abstand gehalten wurden. Ganz hinten gibt es eine dritte, dicke Strebe oberhalb des Rückstrahlers, die (fast) waagerecht liegt.
Die Gewichtsersparnis durch Alukotflügel, knappen Kettenschutz, Einzelsattel mit stehenden Federn und derlei mehr ist beachtlich:
Das Motorrad selbst wiegt über 20 kg weniger als eine originale KR26 und das ganze Gespann
betriebsbereit eher 185 als 190 kg.