Wie viele von uns wissen, ist das Verchromen von Teilen eine Geschichte, die meist mit viel Aufwand und / oder hohen Kosten verbunden ist.
Besonders Messingteilen wie unseren Tankplaketten kann jedoch auch günstiger zum alten Glanz verholfen werden. Das gilt auch
für andere Teile wie beispielsweise die Abdeckung am Lenkradschloss. Bei Eisen oder Stahl wird das hingegen etwas kniffliger.
Vater und Tochter hatten schon in einem ganz anderen Bereich Erfahrungen mit dem selbst–Vernickeln von Teilen gemacht - daher
klappte das auch beim Wiederaufbau des Victoria–Gespanns ganz gut.
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Vorab und wichtig: Galvanische Aufträge von Metallen sind keine Farbe, sondern ein elektrochemischer Prozess. Unter fließendem
Strom werden Metallteile aus einem Elektrolyt (einer gesättigten Flüssigkeit) ausgeschieden und auf die Metalloberfläche des
Bauteils übertragen. Bei einem Handgalvanisiergerät ist der Minuspol (Kathode) mit dem Bauteil und dem Gerät verbunden und der Pluspol
mit dem Galvanisiergerät, dass ähnlich einem Lötkolben an der Spitze eine aufsteckbare Anode hat.
Auf diese Anode (deren Material zum Elektrolyt passen muss, also beispielsweise Nickel für Nickel) wird beim Tampongalvanisieren ein
Schwämmchen gespannt. Dieses Schwämmchen wird mit dem Elektrolyt getränkt und dann bei fließendem Strom (der so wie die Spannung ebenfalls
passen muss) langsam und regelmäßig über die Oberfläche des zu vernickelnden Teils gestrichen, bis genug Nickel aus dem Elektrolyt
ausgeschieden und auf das Metallteil übertragen wurde - und das dauert!
Die Oberfläche der zu vernickelnden Teile muss blank poliert und wirklich sauber (fettfrei) sein.
Das klingt alles sehr kompliziert - tatsächlich ist es das jedoch nicht.
Es ist unbedingt zu empfehlen, statt Batterien oder eines Steckernetzteils ein einfaches Labornetzgerät zu verwenden
wie das Gerät (fremde Seite)
DF-1730SB (rund 90,- €).
Das Galvanisierwerkzeug wird über einen zweipoligen Klinkenstecker mit Strom versorgt - hier lohnt sich der Bau eines Adapters.
So ein kurzschlussfestes Netzteil ist auch für andere Aufgaben sehr nützlich, beispielsweise, um ein Voltmeter zu eichen oder
elektrische Verbraucher bei der Überholung, Justierung und Reparatur mit Spannung und Strom zu versorgen.
Damit das hier nicht nur in Theorie ausartet, zeigt das Bild ein schönes Beispiel: Der aus Messing gefertigte
Halter der externen Zündspule wurde von uns vernickelt.
Beim Galvanisieren in der Wanne muss der nötige Strom je cm² mit der Oberfläche des Werkstücks
in cm² multipliziert werden. Bei Schwämmchen können wir uns das (fast) schenken.
Der Ordnung halber folgt hier die Tabelle mit den benötigten Spannungen und Strömen.
Elektrolyt | Spannung |
Strom je cm² |
---|---|---|
Kupfer, Link zum Glossar sauer | 1 bis 3 Volt |
30 bis 35 mA |
Nickel, sauer | 2 bis 4 Volt |
10 bis 50 mA |
Silber, sauer | 1 bis 3 Volt |
10 bis 30 mA |
Gold, Link zum Glossar alkalisch | 2 bis 3 Volt |
20 bis 50 mA |
Für uns ist nur interessant, wie groß die Kontaktfläche zwischen Schwamm und Werkstück ist. In der Praxis haben sich
bei Nickel (und einer Nickelanode!) größere Werte als besser erwiesen: etwa 5,1 Volt und damit gut 200 mA.
Wichtig! Das Schwämmchen muss immer in Bewegung bleiben, sonst bilden sich „Nester”, die später schwer wegzupolieren sind.
Ersatz kann leicht auch einem gewöhnlichen Haushalts–Schwammtuch geschnitten werden. Die Streifen sollten immer
nur im befeuchteten Zustand auf die Dorne aufgezogen werden (damit sie elastisch sind).
Da nur ganz wenig Nickel ausgeschieden wird, ist Geduld gefragt. Bei einem Teil wie dem Halter im Bild geht bequem
eine Viertelstunde oder auch mehr in's Land, bis der Auftrag den Namen auch verdient.
Nickelelektrolyt gilt - auch wenn Cyanid–frei - inzwischen als Giftstoff und darf eigentlich nicht mehr an Privatpersonen abgegeben werden.
Eine Suche bei Google™ zeigt jedoch noch freie Angebote.
Wie eingangs erwähnt, stellte sich nach einiger Zeit heraus, dass der Nickelauftrag auf Eisenteilen nicht gut hält - die Teile
rosten trotzdem. Probiert haben wir das noch nicht, aber sehr wahrscheinlich braucht es da zunächst eine nicht zu dünne
Schicht Kupfer (wie es früher beim Verchromen noch üblich war und mittlerweile aus Umweltschutzgründen sind mehr).
Kupferelektrolyt und Kupferkopf sind ebenfalls bei Conrad zu haben. Ihr könnt Euch die Anoden allerdings auch leicht selbst
aus Kupfer (oder eben Nickel) selbst bauen - das ist nicht weiter schwer.
[ ± ]. Nicht bunt!
Bei Messing hält der Auftrag jedoch bombig. Die von der Tochter vernickelten und entsprechend unserem
„Style Guide” mit Farbe ausgelegten Tankplaketten der Victoria sahen jedenfalls nach bald einem Jahr
noch genau so aus wie auf dem Foto. Das ist auch kein Wunder: Die Plaketten sind aus dünnem, geprägtem Messing, und die
alte Nickelschicht lässt sich leicht abschleifen und –polieren. Einen schützenden Überzug mit Klarlack haben wir eher
wegen der Kunstharzfarben angebracht.
Der wunderbare Original–Tankdeckel aus Aluminium mit dem schicken Werbeschriftzug für ein längst nicht mehr erhältliches Zweitaktöl
erhielt sowohl eine neue Dichtung wie auch ebenfalls eine Politur - allerdings mit einem Lack–Politurmittel. Optisch passt das
jedoch gut zusammen.