Gesehen haben das wohl die meisten schon - Motorrädern mit umwickelten Krümmern, vorwiegend Café Racer
und Super–Motos. Ist das nur Schau oder bringt es was, und wenn, dann was? Und auch bei Zweitaktmotoren?
Versuch macht kluch, also haben wir uns ein paar Gedanken zur Theorie gemacht und das auch praktisch ausprobiert, und zwar Ende
Juni 2017. Hier folgt unser Bericht.
Übrigens: Heute würde ich silbergraues Graphitband nehmen, auch wenn das die Hitze nicht ganz so gut isoliert
(aus optischen Gründen) (Symbol: zwinkern) - im Haus ist es schon.
Abschnitte dieser Seite:
Der Name sagt es eigentlich schon: Hitzeschutzband. Will sagen, das Band isoliert die Krümmer thermisch - außen ist das Band nicht so heiß
wie der Krümmer selbst (und von dem habe ich etliche Brandnarben (Symbol: zwinkern) ).
Im Umkehrschluss bleibt die Hitze also eher im Krümmer, der kühlt die durchströmenden Gase nicht mehr so stark.
Als Folge strömen die Gase etwas schneller Richtung Auspuff und sind auch dort noch heißer als ohne Band, die Hitze der Krümmer (vor allem
am Auslass) strömt außen weniger stark zum Zylinder zurück.
Was lässt sich da eventuell bei einem Zweitakter gewinnen? Erstens setzt sich durch die Abkühlung an den Krümmern Ölkohle schneller
an deren Innenwänden ab. Zweitens ist die bei Zweitaktern schwingende Gassäule ein ganz entscheidender Faktor. Schwingt sie schneller,
kann das die Motorcharakteristik ein wenig ändern, beispielsweise Richtung mehr Drehfreude.
Nun werden die Abgase jedoch im Auspuff gekühlt, und die Frage ist, ob sie dessen Resonanzkammer am Ende noch so heiß erreichen,
dass die Luft dort merklich schneller entweicht. Das darf jedoch bezweifelt werden, so dolle wird der Unterschied nicht sein.
Eventuell sind sie dort jedoch noch heiß genug, sodass sich auch da weniger Ölkohle und unverbrannter „Schlamm” absetzen.
Die zurückschwingende Gassäule wird den Zylinder auf jeden Fall heißer erreichen. Das ist meiner Meinung weder ein Vor– noch ein Nachteil.
Wir haben uns 50 mm breites Band aus Titanfasern besorgt. Das sollte einige Zeit in
Waschmittellauge eingelegt werden, und das aus zwei Gründen. Erstens werden die Fasern geschmeidiger und das Band damit
dehnbarer, zweites ist die Gefahr geringer, sich trockene Fasern in die Finger zu stechen. Das kann auch nass noch geschehen,
also sind Handschuhe bei der Arbeit sicher kein Fehler.
Grundsätzlich sollte das Band so gewickelt werden, dass es genau eine Überlappung gibt - was an gekrümmten Rohrteilen
natürlich nicht möglich ist, da sollte sie (innen) größer sein. Damit lässt sich grob überschlagen, wieviel Band je
Krümmer gebraucht wird. Unser Ergebnis war 3,5 m plus Luft für die Umschläge vorne
und hinten sowie die zusätzliche Wicklung ebenda. Damit lagen wir gar nicht so falsch. Daher wurden von dem nassen Band -
auf einem Müllsack, denn Straßendreck sollte nicht an die Krümmer gewickelt werden - je vier Meter abgelängt.
Die Krümmer sollten natürlich sauber und frei von Fettrückständen sein. Typischerweise wird von hinten nach vorne gewickelt,
für uns war's anders herum praktischer, weil das zumindest links im eingebauten Zustand ging und der Start vorne - wo's
schwieriger ist - glücken sollte.
Für die Befestigung kamen Edelstahl–Schlauchklemmen zum Einsatz statt der mitgelieferten, dünnen Stahlbändchen.
Das Band wurde einmal umgeschlagen, damit es nicht ausfasert (was erschreckend schnell geht!) und dann ein paar Mal fest um den
Krümmer gezogen. Dort wurde dann die obere Schelle angebracht, wodurch erst richtig Zug auf das feuchte Gewebe gegeben werden kann.
Je straffer das gewickelt wird, desto besser ist es. Das Material zieht sich mit der Trockung noch zusammen und liegt dann dicht an.
Auch am Ende erfolgte der bekannte Umschlag nach einer geraden Zusatzwicklung. Links klappte das alles gut, beim rechten Aufpuff, der
für die Arbeit samt Krümmer und Stern abgebaut wurde, nicht ganz so extraprima.
Sobald die feuchten Bänder sitzen, sollte eine Trocknungsfahrt gemacht werden, und das bei sportlichen Temperaturen. Als das Band nach
rund sieben Kilometern im Stand kaum noch qualmte, liess ich's gut sein. Das Band hatte seine gelbliche, hellere Farbe wieder (siehe
das Foto ganz oben) und saß sehr straff auf den Krümmern.
Nach knapp 1.200 km mussten Zylinder und Krümmer 'mal wieder abgebaut werden. Das Ergebnis war sehr
ermutigend. An den Auslasskanälen war so gut wie keine Ölkohle, und die Krümmer hatten innen nur eine hauchdünne, hellgraue und trockene
Schicht Ruß. Das mit der Selbstreinigung und Verhinderung von Ablagerungen durch Kondensation klappt anscheinend.